Mehr als 200 Arzneimittel sind derzeit nicht lieferbar. Es fehlt an Antibiotika, Kortikoiden, Impfstoffen, Blutdrucksenkern, Acetylsalicylsäure und Ibuprofen. Die Liste wird immer länger. Fielen früher nur einzelne Wirkstärken oder Darreichungsformen aus, fehlen derzeit einzelne Wirkstoffe komplett. Lieferengpässe gehören zum Apothekenalltag und lassen Patienten und PTA verzweifeln.
„Ihr Arzneimittel ist zurzeit leider nicht lieferbar.“ Stirnrunzeln beim Gegenüber. „Bekomme ich das nur bei Ihnen nicht?“, lautet oft die Antwort. Auch wenn die Lieferengpässe es inzwischen in die Tagesschau geschafft haben, herrscht bei den Kunden meist noch immer Unverständnis, war Deutschland doch einst die Apotheke der Welt. Während man in einigen Fällen noch tricksen kann, kann unter Umständen nichts abgegeben werden. Lieferengpässe können die Patientensicherheit gefährden.
Gründe für Lieferausfälle gibt es viele. Die Wirkstoffproduktion wurde inzwischen zum Großteil nach Asien ausgelagert. Indien und China haben zum Teil Monopole für einige Arzneistoffe. In Deutschland findet lediglich die Herstellung des Arzneimittels und die Verpackung statt. Aber ohne aktive Substanz aus Asien, kann keine Produktion erfolgen. Auch die Rabattverträge, die inzwischen mehr als ein Jahrzehnt gelten, werden als Ursache für Lieferengpässe genannt. Kritisiert wird beispielsweise die Vergabe von Einzelzuschlägen.
Apotheken haben nicht viele Möglichkeiten den Mangel zu verwalten.
Es folgen kleine „Zaubertricks“:
Rabattarzneimittel nicht lieferbar
Ist das Rabattarzneimittel nicht lieferbar, kann auf eines der vier preisgünstigsten Arzneimittel ausgewichen werden, jedoch darf das abgegebene Präparat nicht teurer sein, als das verordnete. Wird nicht rabattvertragskonform geliefert, sollte die Sonder-PZN und der Faktor 2 aufgedruckt werden. Sind auch die vier preisgünstigsten Arzneimittel nicht lieferbar, gilt Faktor 4.
Auf eine kleinere Packung ausweichen
Zum Teil fallen nicht alle Packungsgrößen eines Arzneimittels aus. Unter Umständen fehlt es nur an der Großpackung und es kann eine kleine abgegeben werden. So kann die Zeit des Engpasses überbrückt werden. Allerdings kann es dann für den Kunden teurer werden, denn oft ist auch für die kleinere Packung die Rezeptgebühr zu leisten.
Die Kollegen fragen
Sind der Großhandel und der Hersteller abtelefoniert, kann in einigen dringenden Fällen die Filiale aushelfen, wenn dort noch Restbestände vorrätig sind. Kämpft eine Apotheke für sich allein, kann ein Anruf bei den Kollegen in der Nähe die Rettung für den Kunden sein, auch wenn die Angst, den Kunden zu verlieren, mitschwingt. Oft ist die jedoch unbegründet und die Kunden dankbar für die schnelle und uneigennützige Hilfe. Wer zeigt, dass das Wohl des Kunden vor erzieltem Umsatz geht, dem bleiben die Kunden treu. Wichtig ist es alle Telefonate vor dem Kunden zu führen, frei nach dem Motto „tue Gutes und rede darüber“.
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