Honorarerhöhung und Co.: Handout für politische Gespräche
Apotheke der Zukunft, Honorierung, Versandhandel – das sind die drei Module des Abda-Handouts, das Apotheker:innen bei politischen Gesprächen unterstützen soll.
Im Koalitionsvertrag haben Apotheken ein eigenes Kapitel erhalten und Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) will nach der Sommerpause eine Apothekenreform auf den parlamentarischen Weg bringen. Weil in der sitzungsfreien Zeit Politker:innen in ihren Wahlkreisen unterwegs sind und auch Apotheken einen Besuch abstatten, liefert die Abda in einem Handout die aktuellen politischen Forderungen für Gespräche mit den Parlamentarier:innen.
Das Handout besteht aus drei Modulen:
- Zukunft gestalten – Versorgung sichern. Wirtschaftliche Stärkung zur Sicherung der flächendeckenden Arzneimittelversorgung
- Zukunft gestalten – Versorgung stärken. Prioritäre Leistungen aus dem Positionspapier „In eine gesunde Zukunft mit der Apotheke“
- Versandhandel – Störfaktor in der Versorgung
„Nur gemeinsam im Dialog können Apotheken und Politik weitere Schließungen verhindern“, heißt es von der Abda. Aktuell gibt es nur noch 16.908 Apotheken – im vergangenen Jahr sind 530 Betriebsstätten vom Netz gegangen. „Apotheken sind mit 1,8 Prozent Anteil an den GKV-Ausgaben sicher nicht das Problem, sondern vielmehr Teil der Lösung, um das Gesundheitssystem zu stabilisieren und effizient zu gestalten.“
Wirtschaftliche Stärkung
Apotheken stehen wirtschaftlich unter Druck. Ein Drittel der Betriebe ist defizitär. Steigenden Kosten steht ein seit 2013 stagnierendes Honorar gegenüber. Die Folgen sind Schließungen. Die Lösung liegt auf der Hand: Die im Koalitionsvertrag geplante Erhöhung des Apothekenhonorars auf 9,50 Euro sowie eine regelmäßige Dynamisierung des Fixums nach objektiven wirtschaftlichen Kriterien, wie dem Bruttoinlandsprodukt, der Grundlohnsumme oder Inflation. Die geplante Verhandlungslösung mit den Kassen ist jedoch aus Sicht der Abda nur mit klaren Vorgaben und einer unabhängigen Schiedsstelle möglich.
Um die flächendeckende Versorgung zu sichern, sei eine zielgerichtete Modifizierung des Fixums notwendig. Dazu gehören aus Sicht der Abda die Einführung eines nach Packungszahl gestaffelten Fixums bei Erhalt des einheitlichen Abgabepreises. Kleine Apotheken sollen durch einen Zuschlag für eine festgelegte Menge an abgegebenen Rx-Packungen pro Quartal gestärkt werden, ohne dabei größere Apotheken zu belasten. Die Rede ist vom Grundkostenzuschuss in Höhe von 1,50 Euro für die ersten 20.000 Packungen, der auf dem DAV-Wirtschaftsforum vorgestellt wurde. Finanzierung und Ausschüttung sollen über einen Fonds erfolgen.
Ein weiterer Baustein ist die Aufhebung des Skonti-Verbots, wie im Koalitionsvertrag festgehalten. Zudem sollen zusätzliche Leistungen der Vor-Ort-Apotheken wie Notdienst, Botendienst und Rezepturherstellung kostendeckend vergütet werden.
Positionspapier
Das Positionspapier der Abda „In eine gesunde Zukunft mit der Apotheke“ zeigt, welche Aufgaben Apotheken beispielsweise im Bereich Prävention und Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes künftig übernehmen können. Aber auch die Themen Impfen in der Apotheke, Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit vor allem bei chronisch Kranken und mehr Handlungsspielraum bei Lieferengpässen werden gesetzt.
Versandhandel
„Der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ist ein Qualitätsrisiko für Patientinnen und Patienten. Zugleich ist er ein erheblicher Störfaktor für die ordnungsgemäße Gesundheits- und Arzneimittelversorgung durch Apotheken vor Ort“, heißt es im Handout. Der Rx-Versand beschleunige das Apothekensterben und gefährde somit die flächendeckende Versorgung. „Daher muss die Politik die Apotheken vor dem Rx-Versand schützen – damit sie ihren Versorgungsauftrag rund um die Uhr uneingeschränkt weiter wahrnehmen können“, so der Appell.
„Rabatte und Boni gehören nicht in die Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung“, mahnt die Abda. Die Preisbindung müsse erhalten bleiben, denn sie habe den Zweck, dass alle Patient:innen und unabhängig vom Einkommen, der sozialen Stellung oder der Erkrankung Zugang zu Arzneimitteln zu gleichen Preisen haben. „Unrechtmäßige Bonuszahlungen durch ausländische Versender stören die flächendeckende Rezeptbelieferung und destabilisieren die Versorgungsstrukturen.“
Daher ist die Politik unter anderem aufgefordert, bei Angriffen auf die Arzneimittelpreisbindung die Apotheken zu stärken. „Ein klarer Rechtsrahmen muss dabei ganz oben auf der Tagesordnung stehen.“ Zudem sei gezielt gegenzusteuern und den Auswüchsen des unzulässigen Arzneimittelvertriebs im Internet effektiv zu begegnen und dadurch ein hohes Patientenschutzniveau sicherzustellen. Auch ein Versandhandelsverbot für Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen mit erhöhtem Missbrauchspotenzial bringt die Abda ins Spiel.
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