HIV-Medikamente gegen Alzheimer wirksam?
Bei der Suche nach möglichen Behandlungsoptionen von Demenzerkrankungen wie Alzheimer gibt es regelmäßig neue Erkenntnisse – sowohl in Sachen Prävention als auch bei der Therapie bereits bestehender Diagnosen. So kam zuletzt unter anderem Ibuprofen als Gedächtnisschutz ins Spiel. Forschende haben außerdem die Wirksamkeit verschiedener HIV-Medikamente bei Alzheimer untersucht. Mit Erfolg.
Der Reihe nach. Knapp zwei Millionen Menschen leben hierzulande mit einer Demenzerkrankung – Tendenz steigend. Die meisten Patient:innen leiden dabei an Alzheimer. Eine Möglichkeit der Heilung gibt es bisher noch nicht, auch wenn kontinuierlich danach geforscht wird. So auch durch ein Team der University of Virginia (USA), das die Wirksamkeit von HIV-Medikamenten gegen Alzheimer getestet hat und dabei auf vielversprechende Ergebnisse gestoßen sein will. Grund dafür ist die antivirale Wirkung der Arzneimittel, die auch bei der Demenzerkrankung einen positiven Effekt haben kann.
HIV-Medikamente zum Schutz vor Alzheimer
Analysiert wurden dafür die Daten von mehr als 270.000 Patient:innen im Alter von über 50 Jahren, die an HIV oder Hepatitis B litten. Jeweils ein Teil von ihnen nahm zur Behandlung nukleosidische Reverse-Transkriptase-Hemmer (NRTI) ein, die die Virusvermehrung stoppen sollen, oder nutzte andere Therapieoptionen. Die Forschenden untersuchten dabei, ob sich dadurch Unterschiede in Bezug auf das Risiko für die Entwicklung einer Demenzerkrankung zeigten.
Das Ergebnis: Mit jedem Jahr der Einnahme von NRTIs fiel das Risiko um 6 bis 13 Prozent geringer aus als bei Personen, die die Medikamente nicht nutzten. Folglich war der Effekt der HIV-Medikamente gegen Alzheimer stärker, wenn diese über einen längeren Zeitraum angewendet wurden. Die Forschenden führen dies darauf zurück, dass die Arzneimittel nicht die mit Alzheimer verbundenen Eiweißablagerungen im Gehirn – Plaques – angreifen, sondern die dadurch verursachten Entzündungsreaktionen durch Inflammasome hemmen.
Eine eindeutige Ursache-Wirkung-Beziehung lasse sich anhand der Ergebnisse noch nicht ausmachen, allerdings sei der zeitliche Zusammenhang durchaus belegt. Hinzukommt, dass eine erste, kleine klinische Studie bei Patient:innen mit einer diagnostizierten Alzheimer-Erkrankung innerhalb von sechs Monaten einen deutlichen Rückgang der Entzündungsmarker bestätigte, wenn diese mit dem NRTI Lamivudin behandelt wurden.
Bis zu einer Million neuer Alzheimer-Fälle pro Jahr könnten verhindert werden, wenn sich die Behandlung mit den HIV-Medikamenten in weiteren Studien bestätigt.
Mehr aus dieser Kategorie
Statine: Verringerte Krebssterblichkeit?
Auf der einen Seite ein erhöhtes Risiko für Diabetes und Schlaganfall, andererseits ein protektiver Effekt auf die Leber: Statinen werden …
Rezeptur 1×1: Lactose-Siliciumdioxid als „neuer“ Kapselfüllstoff
Ob Wirkstoffe, Zubereitung oder Wechselwirkungen – nicht nur bei der Beratung im HV, sondern auch in der Rezeptur ist dein …
Mit Vitaminpräparat gegen Glaukom?
Ob zur Stärkung des Immunsystems, zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen oder für das allgemeine Wohlbefinden – Nahrungsergänzungsmittel mit verschiedenen Vitaminen erfreuen …