Nach einer frostigen Woche klettern die Temperaturen wieder nach oben – sehr zum Leidwesen von Heuschnupfengeplagten. Denn laufende Nasen und tränende Augen sind damit wieder vorprogrammiert. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW) warnt aktuell vor angeblichen „Wundermitteln“ bei Heuschnupfen. Oftmals „wirkungslos oder zu wenig erforscht“, lautet das Fazit.
Schätzungsweise jede/r Sechste leidet im Laufe des Lebens unter Heuschnupfen. Durch den Klimawandel werden die Beschwerden von Betroffenen heftiger und dauern immer länger an. Verschiedene Präparate versprechen eine Linderung der Symptome oder sogar eine Heilung. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten, warnt die Verbraucherzentrale NRW. Die Verbraucherschützer:innen haben mehrere vermeintliche „Wundermittel“ gegen Heuschnupfen unter die Lupe genommen.
Heuschnupfen: „Kuhstallpillen“ und Probiotika als „Wundermittel“?
Wie verschiedene Studien ergeben haben, leiden Menschen, die auf Bauernhöfen beziehungsweise in unmittelbarer Nähe davon leben oder aufgewachsen sind, seltener unter Allergien wie Heuschnupfen und Co. Der Grund dafür soll vor allem im Kuhstall liegen, genau im Milcheiweiß Beta-Lactoglobulin, das in Rohmilch sowie im Stallstaub vorkommt. Ein regelmäßiger Kontakt mit Beta-Lactoglobulin soll die Immunzellen stärken. Sogenannte „Kuhstallpillen“ setzen daher auf das Eiweiß, um den Transport von Vitaminen und Mineralstoffen wie Zink und Eisen in die Zellen und somit die Immuntoleranz zu fördern. Doch die Datenlage sei dünn und die Präparate somit nicht überzeugend, so das Urteil.
Ähnliches gilt auch bei Probiotika, die durch ein gestärktes Darmmikrobiom dazu beitragen sollen, auch Heuschnupfensymptome zu lindern. „Um Probiotika als wirksame Standardtherapie zu empfehlen, muss aber noch viel mehr geforscht werden. Derzeit werden vor allem Nahrungsergänzungsmittel angeboten und die dürfen den Begriff Probiotika gar nicht verwenden“, so die Verbraucherschützer:innen.
Auch bei Nahrungsergänzungsmitteln mit Zink, Vitamin C oder D ist Vorsicht geboten, wenn diese versprechen, bei Heuschnupfen Abhilfe zu leisten. Laut Verbraucherzentrale sei bisher nicht überzeugend nachgewiesen, dass die entsprechenden Mikronährstoffe bei Allergien helfen. „Außerdem wäre eine weitere Stimulierung des Immunsystems bei einer Allergie eher kontraproduktiv.“
„Heilmethoden“ bei Heuschnupfen: Irreführende Werbung
Neben verschiedenen Präparaten zum Einnehmen sollen auch andere Methoden Heuschnupfengeplagten Linderung verschaffen, beispielsweise das Inhalieren in künstlichen Salzgrotten. Auch hier fehlen laut den Expert:innen jedoch wissenschaftliche Belege für die angebliche therapeutische Wirksamkeit. Somit handele es sich gemäß Heilmittelwerbegesetz um irreführende Aussagen. Gleiches gilt für sogenannte Mental Coachings, die „im Unterbewusstsein ansetzen“ und „Fehlinformationen des Körpers korrigieren“ würden.
Anstelle der vermeintlichen „Wundermittel“ kommt bei Heuschnupfen Hilfe in Form von oralen Antihistaminika. Wie sich die verschiedenen Wirkstoffe unterscheiden und was in der Schwangerschaft zu beachten ist, erfährst du hier.
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