Herzinsuffizienz durch Pregabalin?
Zur Behandlung chronischer Schmerzen kommen Wirkstoffe aus der Gruppe der Gabapentinoide zum Einsatz. Dazu gehört auch Pregabalin. Doch neben dem Risiko für Abhängigkeit und Missbrauch sind damit auch weitere Gefahren verbunden. So kann Pregabalin das Risiko für Herzinsuffizienz erhöhen.
Pregabalin erfreut sich wachsender Beliebtheit. So sind die Verordnungszahlen in den letzten Jahren Expert:innen zufolge deutlich gestiegen. Das Problem: Anders als ursprünglich angenommen, besitzt der Wirkstoff ebenso wie Gabapentin ein hohes Missbrauchspotenzial, vor allem in Verbindung mit Alkohol und anderen Substanzen. Doch damit nicht genug. Denn auch Nebenwirkungen drohen. Unter Pregabalin kann demnach das Risiko für Herzinsuffizienz steigen.
Wirkstoffcheck
Pregabalin gehört zu den Antikonvulsiva und kommt häufig im Rahmen einer Schmerztherapie zum Einsatz. Das Strukturanalogon der Gamma-Aminobuttersäure (GABA) besitzt eine GABA-ähnliche Wirkung, allerdings wird diese im Fall von Pregabalin nicht über die Bindung an GABA-Rezeptoren, sondern an spannungsabhängigen Calciumkanälen im Zentralnervensystem erreicht. In der Folge kommt es zu einer Verringerung des Calcium-Einstroms, wodurch wiederum weniger Neurotransmittern ausgeschüttet werden. Beispielsweise wird die Freisetzung von Noradrenalin und der Substanz P verringert und die neuronale Erregbarkeit gesenkt.
Pregabalin erhöht Risiko für Herzinsuffizienz
Zu diesem Ergebnis kommen Forschende in einer Kohortenstudie. Dafür hat ein Team der Columbia University Irving Medical Center in New York (USA) Daten von knapp 250.000 älteren Patient:innen ausgewertet, die aufgrund chronischer Schmerzen mit Pregabalin oder Gabapentin behandelt wurden.
Dabei kam es während der Nachbeobachtungszeit zu rund 1.470 Fällen von Herzinsuffizienz, die einen Krankenhausaufenthalt oder einen Besuch in der Notaufnahme erforderlich machte. Die Inzidenz lag bei 18,2 Fällen pro 1.000 Personenjahre unter Pregabalin und bei 12,5 unter Gabapentin. Somit fiel das Risiko für Herzinsuffizienz unter Pregabalin höher aus – das gilt auch für ambulant dokumentierte Fälle. Unterschiede im Hinblick auf das Sterberisiko konnten dagegen nicht beobachtet werden.
„Auch wenn dieser Unterschied zahlenmäßig gering erscheinen mag, ist er klinisch relevant – angesichts der Schwere einer Herzinsuffizienz, insbesondere bei älteren Menschen, und vor dem Hintergrund, dass Patienten mit bereits bestehender Herzinsuffizienz von der Analyse ausgeschlossen waren“, heißt es in einem Zusatz zur Studie.
Als Grund wird ein Mechanismus über eine Untereinheit von spannungsabhängigen Calciumkanälen vermutet, zu deren Rezeptoren Pregabalin eine hohe Affinität besitzt.
Vor Behandlungsbeginn sollte daher eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen und Patient:innen entsprechend aufgeklärt sowie engmaschig betreut werden, so der Appell der Autor:innen. Das gilt insbesondere für Personen, die bereits kardiovaskuläre Vorerkrankungen haben und damit ein höheres Risiko aufweisen. Unter Umständen sollte Expert:innen zufolge auch eine Therapie mit verringerter Dosis in Betracht gezogen werden.
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