Quarantäne, Kontaktbeschränkungen und Kurzarbeit sind eine Herausforderung für viele Paare und Familien und stellen Beziehungen und das Leben miteinander auf eine Zerreißprobe. Die viele gemeinsame Zeit 24/7 sowie finanzielle und gesundheitliche Sorgen befeuern Konflikte, die in häuslicher Gewalt enden können. Jede dritte Frau erlebt hierzulande Gewalt in den eigenen vier Wänden. Die ABDA, der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) und das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben starten eine gemeinsame Aktion gegen häusliche Gewalt.
Im Zuge der Corona-Pandemie kann sich die Lage im eigenen Zuhause zuspitzen und Gewalt in der Partnerschaft zunehmen. Bereits Mitte April hatte der „Weiße Ring“ vor einem Anstieg der häuslichen Gewalt aufgrund von Kontaktsperre und Co. gewarnt.
In Spanien und Frankreich nehmen Apotheken mit ihrem niederschwelligen Zugang eine besondere Stellung im Kampf gegen häusliche Gewalt ein. Da Betroffene leicht mit Apothekenmitarbeitern in Kontakt kommen, können sie mit dem Codewort „Maske 19“ diskret um Hilfe bitten. Apotheken sollen dann die Polizei alarmieren.
Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“
In Deutschland soll das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“, das rund um die Uhr und in 18 Sprachen unter der Nummer 08000 116 016 erreichbar ist, ein Ausweg für die Betroffenen sein. Die ABDA unterstützt das Hilfetelefon und hat die etwa 19.000 Apotheken in Deutschland aufgerufen, entsprechende Infomaterialien auszulegen. „Die Aktion soll gewaltbetroffene Frauen – aber auch Personen aus ihrem sozialen Umfeld und Fachkräfte – darauf aufmerksam machen, dass es ein Beratungsangebot gibt, an das sie sich jederzeit kostenfrei, anonym und vertraulich wenden können“, teilt die ABDA mit.
„Die Apotheken bieten einen flächendeckenden, niedrigschwelligen Zugang zur Gesundheit – und übernehmen auch wichtige soziale Funktionen vor Ort. In Apothekenteams arbeiten überwiegend Frauen, damit sind die Apotheken ein sicheres Umfeld für von Gewalt betroffene Frauen. Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, die Hilfsangebote bekannter zu machen“, sagt ABDA-Präsident Friedemann Schmidt.
Bereits im vergangenen Monat sei die Zahl der Anrufe beim Hilfetelefon gestiegen. „Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache. Alle können gerade jetzt Zivilcourage beweisen und Betroffene in ihrem Umfeld auf die Frauenberatungsstellen aufmerksam machen“, so bff-Vorstandfrau Ursula Schele. Es könne Leben retten, wenn Gewalt nicht immer weiter eskaliere.
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