Um zu „überleben“, verändern sich Viren ständig. Das gilt auch für Grippeviren. Das bedeutet: Für den zuverlässigen Schutz vor einer Influenza-Erkrankung braucht es jedes Jahr eine neue Impfung. Und so kommt auch auf Apotheken Jahr für Jahr die Bestellung der neuen Grippeimpfstoffe zu. Doch damit könnte bald Schluss sein. Neuartige Antikörper sollen den Weg für einen Universalimpfstoff ebnen.
Zweimal im Jahr – jeweils einmal für Nord- und Südhalbkugel – spricht die Weltgesundheitsorganisation ihre Empfehlung für die Stammzusammensetzung der saisonalen Grippeimpfstoffe aus. Denn die Vakzinen müssen ständig an die neuen Virusvarianten angepasst werden. Für Patient:innen heißt das, den Grippeschutz jedes Jahr aufs Neue aufzufrischen. Forscher:innen der Universität Innsbruck haben zusammen mit der University of Chicago, dem Scripps Research Institute und der Icahn School of Medicine nach Möglichkeiten gesucht, künftig womöglich einen Universalimpfstoff gegen Influenza einsetzen zu können – dank neuer Antikörper.
Zur Erinnerung: Das Ziel von Impfstoffen ist es, den Körper zur Bildung von Antikörpern gegen das jeweilige Virus zu animieren, um im Falle einer Infektion dagegen ankämpfen zu können. So weit, so bekannt. Die Grippeimpfung funktioniert nach demselben Prinzip. Der Körper soll Antikörper gegen die Influenzaviren, genauer gegen einzelne Bestandteile wie das Protein Hämagglutinin, bilden. Saisonale Grippeimpfstoffe erkennen den Forscher:innen zufolge vor allem den Kopf des Proteins. Dabei handelt es sich um den variabelsten Teil des Proteins, der für die Mutation verantwortlich ist und so die regelmäßige Anpassung der Impfstoffe notwendig macht. Der Stiel des Proteins bleibt dagegen in der Regel unverändert. Dort müsste also ein Universalimpfstoff ansetzen.
In ihrer gemeinsamen Untersuchung haben die Wissenschaftler:innen überprüft, welche Art von Antikörpern verschiedene Probandengruppen bilden. Eine Gruppe erhielt im Rahmen einer Phase-I-Studie einen experimentellen Impfstoff, der gegen Grippeviren allgemein wirken soll, die andere einen saisonalen Impfstoff und eine dritte Gruppe hatte natürliche Antikörper nach einer Influenza-Erkrankung gebildet. Dabei zeigten sich sowohl Antikörper gegen Kopf und Stiel als auch eine bisher neue Form. Diese binden offenbar an den unteren Teil des Stiels, wo das Protein am Virus haftet. Mithilfe einer Simulation untersuchten die Forscher:innen dann das Verhalten der neuen Antikörper bei Viruskontakt. Ihre Erkenntnisse sollen nun als Basis dienen, um einen Universalimpfstoff zu entwickeln, der auf diesen Teil des Virus´ abzielt. „Die Antikörper selbst könnten auch als Arzneimittel mit breiter therapeutischer Anwendung entwickelt werden“, heißt es in einer Mitteilung.
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