Gesetz gegen Lieferengpässe: Keine Verbesserung bei Tamoxifen
Nutzen = 0. Der Effekt des Referentenentwurfes zum Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) wird für die Versorgung der Tamoxifen-Patient:innen gleich Null sein – mahnt Pro Generika und erklärt auch warum.
Vor einem Jahr sorgte der Engpass bei Tamoxifen für Wirbel und sensibilisierte die Öffentlichkeit für Lieferengpässe bei Arzneimitteln. Weil offenbar ein Wirkstoffhersteller die Produktion von Tamoxifen eingestellt hatte, weil diese nicht mehr wirtschaftlich war, kam es zu Engpässen beim selektiven Estrogenrezeptormodulator.
Effekt gleich Null
Vor Kurzem hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) einen Referentenentwurf vorgelegt. Ziel ist es, Lieferengpässen entgegenzuwirken. Doch diesen Anspruch erfüllt das geplante Gesetz nicht, apelliert Pro Generika. „Für die Versorgung der Tamoxifen-Patient:innen ist der Effekt des Gesetzes gleich Null.“
Laut Entwurf gibt es Maßnahmen, die ausdrücklich Onkologika wie Tamoxifen in den Blick nehmen. Damit Lieferketten diversifizierter werden, soll in den Ausschreibungen immer auch ein europäischer Hersteller zum Zuge kommen. Was bedeutet das für die Versorgung? „Nichts“, so Pro Generika. „Die verbliebenen Tamoxifen-Hersteller wie auch die Zulieferer stammen bereits überwiegend aus Europa.“
Außerdem sollen Preise für versorgungskritische Arzneimittel wie Tamoxifen um 50 Prozent erhöht werden können. Voraussetzung ist allerdings, dass es eine Empfehlung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) an das BMG und eine Abstimmung mit dem GKV-Spitzenverband gibt. Was bedeutet das für die Versorgung? „Nichts“, so Pro Generika. „Denn diese Preiserhöhungen kommen bei Tamoxifen-Herstellern überhaupt nicht an. In den unverändert gültigen Rabattverträgen, die die Hersteller mit den Krankenkassen abgeschlossen haben, ist nämlich festgelegt, dass die Differenz zwischen altem und neuem Preis direkt an die Krankenkassen abzuführen ist. Anders als bei den Kinderarzneimitteln sieht der Gesetzentwurf zudem auch keine komplette Aufhebung der Festbeträge vor.“
„Will das Gesetz die Hersteller entlasten, muss es konsequent vorgehen. Preiserhöhungen bringen nichts, wenn das Geld bei den Kassen und nicht bei den Herstellern landet. Die Produktion von Arzneimitteln muss wieder wirtschaftlich werden, sonst können Hersteller nicht in den Ausbau ihrer Produktion investieren“, sagt Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika.
Tamoxifen: 8 Cent pro Tablette
Im Februar 2022 waren es noch fünf Hersteller. Jetzt sind es nur noch zwei – alle anderen haben die Produktion eingestellt. Hexal hat laut Pro Generika inzwischen einen Marktanteil von 80 Prozent und produziert – daran hat sich nichts geändert – für gut 8 Cent pro Tablette.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Wohnkosten: Mietzuschuss und Co. für PTA
Das PTA-Gehalt liegt hierzulande weit unter dem Durchschnitt und ermöglicht keine „großen Sprünge“. Vor allem die Wohnkosten nehmen meist einen …
Wirkstoffangabe bei FAM: Entscheidung vertagen ist besser als ablehnen
Im Januar hatte der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht über die Wirkstoffangabe bei Fertigarzneimittelverschreibungen mittels Praxisverwaltungssystem diskutiert. Doch eine Empfehlung haben die …
Herzinfarkt: Streit im Team als Arbeitsunfall?
Auch wenn Teamwork in der Apotheke unverzichtbar ist, ist zwischen den Kolleg:innen immer alles „eitel Sonnenschein“. Denn mitunter gehen die …