Gehaltsplus zu gering? Adexa kontert BVpta
Adexa und Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) haben sich rückwirkend zum 1. Januar 2022 auf einen neuen Gehaltstarifvertrag geeinigt. PTA in Vollzeit dürfen sich über ein Gehaltsplus von 200 Euro brutto mehr pro Monat freuen. Zu wenig, findet der BVpta und sagt „20 Prozent mehr Gehalt wären zeitgemäß“ – vor allem für Berufseinsteiger:innen. Adexa Vorstand Andreas May bezieht dazu Stellung: „Das Statement des BVpta-Vorstandes verkennt die tarifpolitischen Realitäten.“
Die Freude bei den Apothekenangestellten über das Gehaltsplus ist groß. Außerdem treffe der Abschluss auch bei vielen Apothekenleitungen auf große Zustimmung, so May. „Denn es ist ja nicht so, dass Inhaberinnen und Inhaber ihren Mitarbeitenden kein höheres Gehalt gönnen würden. Manche blicken natürlich mit Sorgen auf ihre Zahlen. Denn es war ein ungewöhnlich hoher Sprung gerade bei PKA und PTA.“ Der gute Abschluss mache deutlich, wie wichtig die Gewerkschaft für die eigene Interessenvertretung sei – und dass Tarife eben nicht vom Himmel fallen.
Dass sich Inhaber:innen aufgrund der Tariferhöhung um die finanzielle Situation der Apotheke sorgen, zeigt auch eine aktuelle aposcope-Befragung. „Viele Apotheken können eine Steigerung der Personalkosten nicht verkraften“, sagen drei Viertel der von aposcope befragten Chef:innen. Mehr noch: „Wenn das Lohnniveau des Apothekenpersonals um circa 10 Prozent steigt, werden viele Apotheken schließen.“ Der Aussage stimmen zwei Drittel der Inhaber:innen zu.
Eines ist sicher: Die Tariferhöhung macht den PTA-Beruf attraktiver und das Gehaltsplus war in Zeiten des Fachkräftemangels wichtig und nötig. „Und man kann damit die Politik jetzt zu einer höheren Honorierung der Apotheken drängen“, so May. „Ich hoffe sehr, dass der DAV und die ABDA diese Steilvorlage bei Verhandlungen auch nutzen werden.“
Vom BVpta kommt Kritik. „In den ersten Berufsjahren jedoch liegen die grundlegenden Gehälter für PTA nach wie vor viel zu niedrig und werden dem Anspruch dieses Berufes keinesfalls gerecht“, so der BVpta. „20 Prozent mehr Gehalt wären hier zeitgemäß für die Leistung und die Verantwortung einer PTA und letztlich auch, um den Beruf überhaupt wettbewerbsfähig zu halten.“
May bezieht dazu Stellung: „Natürlich wünschen wir uns für alle Angestellten noch deutlich mehr. Der Tarifvertrag soll ja auch eine Untergrenze markieren – und wirtschaftlich gut aufgestellte Apotheken bieten häufig mehr. Aber ohne eine bessere Finanzierung durch die Krankenkassen müssen wir auch tarifpolitisch Bodenhaftung bewahren.“ Mehr noch: „Das Statement des BVpta-Vorstandes verkennt die tarifpolitischen Realitäten. Ein Verband, der selbst keine Tarifverhandlungen führt, kann die Hintergründe schwerlich nachvollziehen. Außerdem widerspricht es auch den ersten Jubelmeldungen des BVpta nach dem Abschluss in den Online-Medien, die fast so klangen, als wenn der BVpta selbst das Plus von 200 Euro erzielt hätte.“
Bei den Kolleg:innen in Sachsen und Nordrhein ist noch Geduld gefragt, denn hier wird noch verhandelt. „Aber ich bin zuversichtlich, dass wir in Kürze zunächst Zahlen für Nordrhein und dann auch das Vertragswerk für Sachsen vorstellen können“, so May.
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