Gedächtnisschutz statt -verlust: Mit Ibuprofen gegen Alzheimer?
Bei Schmerzen und Co. gehören Arzneimittel mit Ibuprofen zu den Mitteln der Wahl. Während dabei auch Nebenwirkungen drohen, wollen Forschende nun einen womöglich vor Alzheimer schützenden Effekt von Ibuprofen entdeckt haben – dank einer besonderen Wirkung im Gehirn.
Ob Schmerzlinderung, Fiebersenkung oder Entzündungshemmung: Ibuprofen besitzt verschiedene positive Effekte. Sogar ein Schutz vor einer Diabetes-Erkrankung wird dem Wirkstoff zugesprochen. Dass unter der Einnahme auch Nebenwirkungen auftreten können, ist bekannt.
Doch nachdem unter Ibuprofen bereits über einen kurzfristigen Gedächtnisverlust, genau zu Anzeichen von Pseudodemenz und Delir, berichtet wurde und laut der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) auch andere kognitive Störungen aus der Literatur bekannt sind, wollen Forschende nun einen genau gegenteiligen Effekt des Wirkstoffs entdeckt haben. Demnach könnte Ibuprofen unter anderem als Schutz vor Alzheimer ins Spiel kommen. Der Grund: eine Beeinflussung des Fettstoffwechsels im Gehirn.
Ibuprofen gehört zu den nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und hemmt die Cyclooxygenasen COX-1 und COX-2 und somit die Prostaglandinbildung. Der Wirkstoff besitzt schmerzlindernde, fiebersenkende und entzündungshemmende Eigenschaften und kommt vor allem bei leichten bis mäßig starken Schmerzen zum Einsatz. Dosiert wird in Abhängigkeit von Alter und Körpergewicht. Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene nehmen als Einzeldosis 200 bis 400 mg.
Alzheimer: Ibuprofen mit Schutzwirkung, aber …
Bereits seit Längerem wird untersucht, ob und welchen Einfluss Ibuprofen auf das Alzheimer-Risiko nimmt. In einer gemeinsamen Studie der Universität des Saarlandes und der SRH University zeigte sich nun, dass das NSAR den Stoffwechsel bestimmter Fette im Gehirn beeinflussen kann, die in Verbindung mit der Alzheimer-Erkrankung stehen. Dafür wurden am Deutschen Institut für Demenzprävention in vitro-Untersuchungen von kultivierten menschlichen Nervenzellen vorgenommen. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Biomedicine & Pharmacotherapy veröffentlicht. Konkret ging es dabei um die Frage, wie sich die Behandlung mit Ibuprofen auf bestimmte Lipidklassen im Gehirn auswirkt.
Dabei wurde deutlich: Der Wirkstoff sorgte für eine erhöhte Konzentration von Lipiden wie Phosphatidylcholin und Sphingomyelin, die unter anderem für die Gesundheit der Hirnzellen verantwortlich und bei von Demenz betroffenen Personen meist in verringertem Ausmaß zu finden sind. „Unsere Studie zeigt, dass Ibuprofen hier entgegen den krankhaften Veränderungen wirkt. Das könnte positiv für die Synapsen und gegen bestimmte zellschädigende Prozesse wirken“, heißt es von den Autor:innen.
… auch mit unerwünschten Effekten
Doch ob sich die Einnahme von Ibuprofen unter Umständen tatsächlich als Alzheimer-Schutz erweisen kann, ist noch unklar. Denn auch einige nachteilige Effekte ließen sich beobachten. Demnach sorgte das NSAR für einen Anstieg an Triacylglyceriden, die sich häufig als „Fetttropfen“ in Zellen ablagern. Zudem wurde durch die Behandlung der Abbau von Plasmalogenen, die als Schutz vor oxidativem Stress dienen, beschleunigt.
„Einerseits könnten bestimmte durch Ibuprofen hervorgerufene Veränderungen an den Hirnfetten schützend sein. Andererseits sehen wir auch Veränderungen, die eher als kontraproduktiv einzustufen sind, weil sie Prozesse begünstigen könnten, die mit Alzheimer in Verbindung stehen“, fassen die Forschenden zusammen. Um ein Gesamtbild der Wirkung im menschlichen Körper zu erhalten, sei daher ein Feinabgleich der gegenteiligen Effekte notwendig.
Doch die Ergebnisse könnten neue Perspektiven für die Therapie und Prävention vo Alzheimer liefern, beispielsweise wenn eine Behandlungsmöglichkeit mit Ibuprofen gefunden wird, die die schützenden Effekte nutzt, die negativen Effekte jedoch eliminiert.
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