Folsäure und Jod: Schwangere haben Nachholbedarf
Dass vor allem in der Schwangerschaft auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr geachtet werden sollte, ist bekannt. Dennoch kommt die Versorgung mit Jod und/oder Folsäure bei vielen Schwangeren zu kurz, zeigen aktuelle Daten. Denn oftmals fehlen entsprechende Informationen.
Für die optimale kindliche Entwicklung ist eine ausreichende Versorgung von Mutter und Kind mit Nährstoffen wichtig – allem voran mit Folsäure. Diese bezeichnet die synthetisch hergestellte Form von Vitamin B9 (Folat), das anderem für Wachstums- und Zellteilungsprozesse wichtig ist.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Personen ab 13 Jahren eine tägliche Aufnahme von 300 μg Folatäquivalenten. Schwangeren wird dagegen zur Zufuhr von 550 μg/Tag geraten, wobei 1 μg Folatäquivalent 1 μg Nahrungsfolat und 0,5 μg synthetischer Folsäure (nüchtern eingenommen) entspricht. Frauen, die schwanger werden wollen oder könnten, sollten ab vier Wochen vor Eintritt der Schwangerschaft zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung mit der täglichen Einnahme von 400 μg synthetischer Folsäure beginnen und diese während des ersten Trimenons fortführen, um Neuralrohrdefekte zu verhindern.
Doch viele Frauen nehmen die Empfehlung nicht ernst genug. So supplementiert rund jede dritte Schwangere nicht genug oder gar keine Folsäure. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Befragung. Und auch bei Jod besteht Nachholbedarf.
Schwangere: Folsäure kommt oft zu kurz
Ein Team um Professor Martin Smollich vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck hat untersucht, wie gut Schwangere über Ernährungsempfehlungen für sie informiert sind und ob diese auch umgesetzt werden. Dafür wurde eine Online-Umfrage durchgeführt, an der insgesamt mehr als 3.300 schwangere Frauen teilnahmen. So viel vorweg: Rund acht von zehn gaben an, generell Wert auf eine gesunde Ernährung zu legen.
Knapp 3.000 Frauen nahmen zudem in der Schwangerschaft Nahrungsergänzungsmittel (NEM) ein, zum Großteil mit Folsäure. Insgesamt lag der Anteil der Folsäure-Nutzerinnen zwar bei 88 Prozent. 12 Prozent – mehr als 400 Frauen – nahmen jedoch folglich keine Folsäure ein. Doch damit nicht genug. Denn auch die empfohlenen Referenzwerte werden vielfach nicht eingehalten. So nahm etwa jede Vierte Folsäure nicht in ausreichender Menge auf. Zusammengerechnet besteht somit bei mehr als jeder dritten Schwangeren (37 Prozent) in Sachen Folsäure Nachholbedarf.
Auch bei der Jodzufuhr Luft nach oben
Jod wird für den Aufbau der Schilddrüsenhormone benötigt und ist somit für die Steuerung von vielen Stoffwechselprozessen wie normales Wachstum, Knochenbildung, Gehirnentwicklung sowie den Energiestoffwechsel wichtig. Das Spurenelement muss in ausreichender Menge zugeführt werden. Das gilt vor allem für Schwangere. Weil diese ebenso wie Stillende einen erhöhten Bedarf haben, liegen die Referenzwerte bei ihnen höher – 220 µg beziehungsweise 230 µg pro Tag. Zum Vergleich: Für Jugendliche ab 13 Jahren und Erwachsene ab 19 Jahren gelten seit Kurzem 150 µg/Tag als Referenzwert, der von der DGE und der Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) empfohlen wird.
Doch der insgesamt rückläufige Trend bei der Jodversorgung in Deutschland macht sich auch bei Schwangeren bemerkbar. Denn zwar nehmen laut der Umfrage knapp zwei Drittel der Schwangeren Jod ein, davon allerdings nur vier von zehn Frauen in passender Dosierung. Jede dritte Teilnehmerin nahm zudem gar kein Jod ein.
Zu den Hauptgründen für die oftmals problematische Versorgung mit Jod und/oder Folsäure zählt laut den Autor:innen ein Informationsdefizit. Demnach wurde mehr als jede zweite Schwangere über Empfehlungen zu Folsäure und/oder Jod von Fachkräften im Gesundheitswesen nicht ausreichend informiert. Knapp ein Drittel erhielt gar keine Informationen. Die Forschenden fordern daher unter anderem politische Maßnahmen sowie eine standardisierte Beratung, um dies zu ändern.
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