Als Lutschtablette und Halsspray ist Flurbiprofen erhältlich. In Frankreich benötigt man seit Sommer ein Rezept für den Wirkstoff. Aufgrund von potentiellen Wechselwirkungen mit Antikoagulantien wurde Flurbiprofen der Verschreibungspflicht unterstellt. In Deutschland warnt das Arzneitelegramm vor möglichen Risiken und einer sorglosen Anwendung.
Seit Mai sind Flurbiprofen-haltige Arzneimittel in Frankreich verschreibungspflichtig. Was war passiert? Bei der französischen Arzneimittelbehörde ANSM waren 49 Meldungen zu unerwünschten Ereignissen im Zusammenhang mit Flurbiprofen-haltigen Lutschtabletten eingegangen. Fünf davon waren Blutungsereignisse, die vor allem den Magen-Darm-Trakt betrafen. Gleichzeitig wurden die Betroffenen zum Teil mit oralen Antikoagulantien wie Apixaban behandelt.
In den Fachinformationen ist die Standard-Warnung vor gastrointestinalen Störungen unter NSAR wie Ulzera, Blutungen oder Perforationen zu finden. Allerdings mahnt das Arzneitelegramm: „Im nächsten Halbsatz heißt es jedoch verharmlosend und desinformierend, dass ‚dieser Effekt üblicherweise nicht in Zusammenhang mit der kurzzeitig begrenzten Anwendung von Arzneimitteln wie Dobendan direkt nachgewiesen‘ sei.“
Das Arzneitelegramm weist zusätzlich darauf hin, dass das Risiko umso schwerer liege, wenn die Halsschmerzgeplagten zusätzlich ein Kombinationsarzneimittel mit einem NSAR wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure einnehmen.
Arzneitelegramm rät von Flurbiprofen-haltigen Rachentherapeutika ab
„Auch angesichts weiterer unerwünschter Wirkungen einschließlich zum Teil schwerwiegend verlaufender Hypersensitivitätsreaktionen sowie häufiger Ulzerationen der Mundschleimhaut raten wir weiterhin nachdrücklich von der Verwendung Flurbiprofen-haltiger Rachentherapeutika ab.“ Empfehlenswert sind aus Sicht der Experten eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie das Lutschen nicht-medizinischer Bonbons. Wer unter starken Schmerzen leide, könne zur Symptomlinderung auf Lidocain-haltige Lutschtabletten zurückgreifen.
AMK warnte schon 2018
Bereits im Mai 2018 forderte die AMK Apotheker und PTA auf, die Abgabe Flurbiprofen-haltiger Arzneimittel sorgfältig abzuwägen und die Patienten über mögliche Hypersensitivitätsrisiken zu informieren.
Über einen Zeitraum von fünf Jahren wurden der AMK 78 Verdachtsfälle zu Flurbiprofen-haltigen Arzneimitteln gemeldet – davon 53 unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW). Für 16 Patienten konnte diese als „schwerwiegend“ eingestuft werden. Die UAW traten vor allem im Laufe des ersten Behandlungstages auf. In 14 Fällen musste die Behandlung sofort abgebrochen werden.
Flurbiprofen nicht bei Asthma
Das NSAR kann den Anteil an Leukotrienen erhöhen. Diese können durch Bronchokonstriktion einen Asthmaanfall auslösen. Auch unter den bei der AMK gemeldeten Verdachtsfällen waren Asthmatiker als Betroffene zu finden.
Wirkstoffcheck
Flurbiprofen ist ein nicht-steroidales Antirheumatikum (NSAR) mit entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften. Die Wirkung ist auf die Hemmung der Cyclooxygenasen 1 und 2 und somit auf die Unterbrechung der Prostaglandin-Synthese zurückzuführen. Eine Besserung der Beschwerden tritt nach etwa einer halben Stunde ein. Die Wirkdauer liegt bei etwa vier Stunden.
Das Propionsäurederivat ist zur symptomatischen Behandlung von Rachenentzündungen zugelassen. Flurbiprofen kann Schluckbeschwerden und Entzündungen in Hals und Rachen lindern. Betroffene können bis zu maximal fünf Lutschtabletten zu 8,75 mg im Abstand von drei bis vier Stunden täglich im Mund zergehen lassen. Die Anwendung sollte drei Tage nicht überschreiten.
Achtung: Beim Lutschen kann ein Wärmegefühl oder leichtes Kribbeln zu spüren sein. Einen lokal betäubenden Effekt hat der Arzneistoff nicht.
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