Das Zusammenleben mit Vierbeinern im Haus ist eine Bereicherung. Ein Parasitenbefall der eigenen Haustiere hingegen ist unangenehm und lästig. Zu den häufigsten Parasiten gehören Flöhe. Ein Flohweibchen kann bis zu 50 Eier pro Tag ablegen und noch eine schlechte Nachricht – Flohbefall hat das ganze Jahr über Saison. Eine regelmäßige und effektive Flohbehandlung ist daher unerlässlich, um die tierischen Mitbewohner, sowie den Haushalt frei von Flöhen zu halten.
Flohbefall ist ein beratungsintensives Thema, denn nur eine richtige und dauerhafte Behandlung führt zum gewünschten Erfolg. Viele Tierhalter befürchten Nebenwirkungen bei chemischen Wirkstoffen, andere können oder wollen die Kosten für die regelmäßige Prophylaxe nicht tragen. Auch bei der Anwendung der Produkte selbst kommt es sehr häufig zu Fehlern, so dass ein hoher Beratungsbedarf besteht.
Flohbefall und seine Anzeichen
Ein Flohbefall beim Tier kann ganz unterschiedlich aufgedeckt werden. Manchmal entdecken Tierhalter einen Floh zufällig im Fell von Hund oder Katze. Wird dieser dann mit den Fingern aufgenommen, springt er nicht selten beim Betrachten von der Hand und bleibt verschwunden. Ein Flohbefall kann aber auch durch Bisse am Tierhalter selbst identifiziert werden. Bevorzugt finden sich Flohbisse in der Knie- oder Knöchelregion. Charakteristisch sind drei juckende Punkte, die entweder in einer Reihe („Flohstraße“) oder als Dreieck angeordnet sind. Der Juckreiz kann bis zu 14 Tage anhalten und ist in der Regel stärker als der von Mückenstichen. Die Flöhe können beim Menschen durch Duschen abgewaschen werden, da sie dort keine Möglichkeiten zum Verstecken haben und einfach weggespült werden. Beim Tier ist dies leider nicht so leicht.
Ein Flohbefall bei Hund oder Katze macht sich auch durch Unruhe, nervöses Kratzen und Knabbern beim Tier bemerkbar. Überprüft werden, kann dies durch Auskämmen des Fells mit einem Flohkamm. Dunkle Krümel sind ein Hinweis auf Flohkot. Wird dieser dann auf ein Taschentuch oder Küchenkrepp gegeben und leicht angefeuchtet, färben sich die Punkte rot, da der Flohkot Blutbestandteile des Wirtes enthält. Hunde und Katzen können eine Flohdermatitis entwickeln, bei welcher das Fell des Tieres kahl wird und eine starke allergische, entzündliche Hautreaktion darunter zum Vorschein kommt.
Behandlung
Sind die Flöhe erst einmal da, ist es nicht so leicht, sie wieder loszuwerden, denn gerade einmal 5 Prozent der Flohpopulation ist ausgewachsen und lebt in adultem Zustand auf dem Tier. Die restlichen 95 Prozent sind Eier, Larven und Puppen, von denen sich insbesondere die Larven und Puppen überwiegend in der Umgebung befinden und dort oftmals widerstandsfähig gegenüber einfachen Hygienemaßnahmen sind. Ein Wiederbefall der Haustiere ist dadurch häufig und wahrscheinlich. Eine effektive Flohbehandlung muss deshalb immer sowohl das Tier, als auch die Umgebung umfassen. Hunde und Katzen sollten das ganze Jahr über behandelt werden, um einem erneuten Befall vorzubeugen. Die empfohlenen Behandlungsintervalle sollten dabei unbedingt eingehalten werden.
Die Umgebung
Die Bekämpfung der Flöhe beginnt in der Umgebung. Körbchen, Liegeplätze, Teppiche, Fußböden und insbesondere kleine Ritzen beispielsweise unter Sockelleisten sollten mehrere Tage nacheinander gründlich gereinigt werden. Bettwäsche und andere Textilien können bei 60 Grad gewaschen werden.
Bei häufigem Wiederbefall eignen sich Umgebungssprays oder so genannte „Fogger“, die in den Raum gestellt werden und das Spray selbstständig vernebeln. Alle im Haushalt lebenden Menschen und Tiere müssen die behandelten Räume für zwei Stunden verlassen. Aquarien müssen abgedeckt werden. Vor dem Betreten werden die Räume dann für etwa 30 Minuten gut gelüftet. Die Wirkung hält bis zu sechs Monate an. Rein physikalisch wirkende Umgebungssprays (meist auf Silikonbasis) sind unbedenklicher für Mensch und Tier, haben jedoch keine Langzeitwirkung gegen den Flohbefall und müssen regelmäßig auf Körbchen, Sofas und andere Liegeplätze aufgesprüht werden.
Die Wirkstoffe
In Deutschland sind derzeit circa 20 Wirkstoffe in gut 30 verschiedenen Wirkstoffkombinationen mit über 70 Markennamen zugelassen. Ein Großteil davon unterliegt der Verschreibungspflicht und ist daher eher in der Tierarztpraxis als in der Apotheke zu finden.
Fipronil
Fipronil (zum Beispiel Frontline®, Effipro®, Amflee®) ist der am häufigsten enthaltenen Wirkstoff und bereits seit 1996 zugelassen. Er gehört zur Gruppe der Phenylpyrazole und verursacht eine tödliche Übererregung im Zentralnervensystem der Parasiten. Der Wirkstoff hat den Vorteil, dass er nicht nur gegen Flohbefall, sondern auch gegen Zecken wirkt. Die Toxizität bei Säugetieren ist vergleichsweise gering. Fipronil ist für Hunde und Katzen gleichermaßen geeignet und es ist der einzige Wirkstoff, der zur Bekämpfung von Zecken bei Katzen ohne Rezept abgegeben werden kann. Allerdings haben Phenylpyrazole keinen repellierenden Effekt. Zecken und Flöhe werden erst nach einer Blutmahlzeit abgetötet und können bis dahin unbeschadet auf dem Wirt herumkrabbeln. Fipronil kommt in Spot-on-Präparaten und Sprays zum Einsatz.
S-Methopren
Um das Wirkspektrum zu erweitern, wird Fipronil mit anderen, allesamt verschreibungspflichtigen Wirkstoffen kombiniert. Ein Beispiel ist S-Methopren, ein Juvenilhormon-Analogon von Insekten. Es greift in die Entwicklung der Flöhe ein und führt bereits zum Tod im Puppenstadium. Es wirkt nicht direkt auf die adulten Parasiten, hat aber eine ovizide Wirkung. Die Kombinationspräparate sind mit Rezept als Spot-ons erhältlich.
Imidacloprid
Imidacloprid gehört zur Gruppe der Neonicotinoide (zum Beispiel Advantage®) und tötet adulte Flöhe bei Hunden und Katzen durch Lähmung der cholinergen Erregungsübertragung. Auf die Nikotinrezeptoren von Säugetieren haben Neonicotinoide eine 1000-fach schwächere Wirkung und somit praktisch keinen Einfluss. Die Substanz soll auch eine Wirkung gegen Flohlarven in der Umgebung zeigen. Das Wirkungsspektrum umfasst allerdings keine Zecken. Nach dem gleichen Prinzip wirkt auch das verschreibungspflichtige, systemisch angewandte Nitenpyram (zum Beispiel Capstar®).
Pyrethroide
Zur Wirkstoffgruppe der Pyrethroide gehören Permethrin (zum Beispiel Exspot® oder Advantix®), Deltamethrin und Flumethrin. Sie sind Kontaktgifte, die die erregbaren Membranen der Parasiten depolarisieren und zudem eine repellierende Wirkung haben. Pyrethroide wirken gegen Flöhe und Zecken und dürfen ausschließlich bei Hunden angewendet werden. Seit dem 1. Mai 2020 unterliegen Präparate mit Permethrin nicht mehr der Verschreibungspflicht.
Zum Einsatz kommen Pyrethroide überwiegend als Spot-on, Shampoo oder in Halsbändern. Insbesondere Permethrin wird auch mit anderen Wirkstoffen wie Fipronil oder Imidacloprid zur Erweiterung des Wirkspektrums kombiniert.
CAVE: Grundsätzlich sollten Parasitenmittel in Haushalten mit Hund UND Katze strikt getrennt voneinander aufbewahrt werden, um eine Verwechslung zu verhindern. Für Katzen sind Präparate aus der Wirkstoffgruppe der Pyrethroide giftig. Eine Verabreichung kann mit ernsthaften Folgeschäden oder gar tödlich für das Tier enden. Im Idealfall empfiehlt man Besitzern, bei denen sowohl Hund als auch Katze im Haushalt leben, ein Mittel gegen Zecken, welches für beide Tiere gut verträglich ist. Denn auch durch gegenseitige Fellpflege, Kuscheln oder Raufen kann das Gift übertragen werden.
Avermectine und Milbemycine
Zur Gruppe der makrozyklischen Laktone gehören Avermectine wie Selamectin (zum Beispiel Stronghold®) und Eprinomectin (zum Beispiel Broadline®) und Milbemycine wie Moxidectin (zum Advocate®, Bravecto®). Sie sind Breitspektrum-Antiparasitika und umfassen sowohl Endo- als auch Ektoparasiten. Sie werden oft in Kombination mit weiteren Wirkstoffen wie zum Beispiel Imidacloprid in Spot-on-Präparaten und Halsbändern eingesetzt und sind allesamt verschreibungspflichtig. In den letzten Jahren gewinnen sie zunehmend an Bedeutung für die Antiparasitenbehandlung. Sie wirken durch eine Potenzierung des Neurotransmitters GABA an den glutamat-gesteuerten Chloridkanälen der Parasiten. Da es bei Säugetieren keine glutamat-gesteuerten Chloridkanäle gibt, ist die Wirkung etwa 100-fach geringer als bei Parasiten. Allerdings gibt es einige sensible Hunderassen, wie beispielsweise Collies, bei denen es durch eine Gen-Mutation auch schon bei üblichen Dosierungen zu Vergiftungserscheinungen kommen kann. Die in Deutschland zugelassenen Präparate sind an empfindlichen Rassen getestet worden und für diese geeignet, auf eine exakte Dosierung sollte hier jedoch besonders geachtet werden.
Carbamate
Carbamate wie Propoxur (zum Beispiel in Bolfo®) wirken akarizid und insektizid und werden ausschließlich in Shampoos, Sprays und Halsbändern eingesetzt. Diese sind allesamt frei verkäuflich. Durch eine Hemmung der Cholinesterase der Parasiten werden diese gelähmt, die Toxizität bei Säugetieren ist sehr gering.
Die Darreichungsformen
Es gibt unterschiedliche Darreichungsformen für Hunde und Katzen. Sie alle haben, wie auch die eingesetzten Wirkstoffe, Vor- und Nachteile. Neben Tabletten und Kautabletten spielen insbesondere topische Präparate in der Apotheke eine Rolle. Dies sind Spot-on-Präparate, Sprays, Shampoos, Puder und Halsbänder.
Halsbänder
Antiparasiten-Halsbänder gibt es für Hunde und für Katzen. Bei dichtem Fell sind sie eher nicht geeignet. Bei Hunden, die sich viel in Gewässern aufhalten, kann die Wirkung durch den Wasserkontakt vermindert werden. Es gibt außerdem Wirkstoffe, die für Wasserorganismen toxisch sind, so dass diese Halsbänder vor dem Bad abgenommen werden müssen. Außerdem kann es bei den Tieren zu lokalen Unverträglichkeitsreaktionen kommen. Dies kann durch mechanische Reize (durch Reiben, aber auch durch zu enges Anlegen des Halsbandes) verstärkt werden.
CAVE: Bei freilaufenden Katzen sind Halsbänder zu Recht umstritten. Denn trotz der meist vorhandenen Sollbruchstelle kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Tiere mit dem Halsband irgendwo hängenbleiben und sich dadurch schwer verletzen oder sogar strangulieren können. Leider sind Verletzungen durch Halsbänder bei Katzen häufig. Die Empfehlung für eine andere Darreichungsform ist daher aus Sicherheit für das Tier zu bevorzugen.
Shampoo, Puder, Spray
Shampoo, Puder oder Sprays gegen Flohbefall können heftige Abwehrreaktion beim Tier (insbesondere bei Katzen) hervorrufen. Dadurch bergen sie eine Verletzungsgefahr für den Halter und auch für das Tier selbst. Zudem können dabei Wirkstoffe eingeatmet werden oder in die Augen gelangen. Puder und Shampoos wirken auf die adulten Flöhe, bieten aber jeweils keinen langfristigen Schutz.
Puder und Sprays sind für Tiere mit sehr langem oder dichtem Fell nicht gut geeignet. Um diese richtig zu verteilen, wird das Fell von Hund oder Katze aufgerichtet und das Spray dann entgegen der Wuchsrichtung aufgesprüht, beziehungsweise das Puder auf die Haut gestreut. Durch Abrubbeln des Fells wird der Wirkstoff dann auf der Haut verteilt. Hunde dürfen anschließend 48 Stunden nicht baden.
Spot-on-Präparate
Spot-on-Präparate sind kleine Ampullen, die eine Flüssigkeit für genau eine Anwendung für ein Tier einer bestimmten Rasse, Alters- und Gewichtsklasse enthalten. Um Spot-ons richtig anzuwenden, wird das Fell von Hund oder Katze zwischen den Schulterblättern gescheitelt, bis die Haut darunter zu sehen ist. Dann wird der Inhalt der Ampulle komplett auf die Haut geträufelt. Bei größeren Hunden kann es nötig sein, den Inhalt der Ampulle von den Schulterblättern über den Rücken bis zur Schwanzwurzel zu verteilen. Die Herstellerangaben geben Aufschluss darüber.
Nebenwirkungen
Neurologische Reaktionen wie Krämpfe, Epilepsie, Koordinationsstörungen und weitere sind die häufigsten Nebenwirkungen beim Einsatz topischer Antiparasitika. Abgesehen von den Juvenilhormon-Analoga wirken alle eingesetzten Stoffe auf die Neurotransmitter der Parasiten. Sehr sensible Hunde und Katzen können neurologisch auf die Wirkstoffe reagieren. Gastrointenstinale Beschwerden werden eher im Zusammenhang mit einer versehentlichen oralen Aufnahme (zum Beispiel beim Ablecken von Spot-on-Präparaten) beobachtet und sind möglicherweise auf die Trägersubstanzen zurückzuführen.
Vorsicht bei „natürlichen Alternativen“
Natürliche Mittel wie beispielsweise ätherische Öle, Knoblauch, Zwiebel, Bernstein- oder Ultraschallketten werden immer wieder als harmlose Alternativen diskutiert. Doch erst im vergangenen Jahr hat das europäischen Expertengremium ESCCAP mitgeteilt, dass diese nicht zu empfehlen sind. Die Wirksamkeit der Mittel ist auf wissenschaftlicher Basis nicht erwiesen, zudem bergen sie oft eine Vergiftungsgefahr für die Vierbeiner.
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