Eine aktuelle Studie aus Großbritannien zeigt den Zusammenhang zwischen der Einnahme von Calciumkanalblockern zur Blutdrucksenkung und dem Auftreten von Glaukom. Die im medizinischen Fachjournal „JAMA Ophthalmology“ veröffentlichten Forschungsergebnisse weisen auch auf Veränderungen des Auges hin.
Das Forschungsteam um Dr. Alan Kastner vom University College in London betrachtete hierbei die Daten von mehr als 400.000 Erwachsenen. Unter Bluthochdruck litten 26,7 Prozent der Studienteilnehmer:innen, von denen 7,8 Prozent Calciumkanalblocker zur Blutdrucksenkung einnahmen. Geprüft wurden bei allen Patient:innen der Glaukom-Status, die Dicke der inneren retinalen Schichten und der Augeninnendruck.
Zusammenhang zwischen Calciumkanalblockern und Glaukom
Die Studienteilnehmer:innen, die mit Calciumkanalblockern therapiert wurden, wiesen ein um 39 Prozent höheres Glaukom-Risiko auf, als die Patient:innen, die keinen dieser Wirkstoffe verwendeten. Auch andere blutdrucksenkende Mittel hatten keinen Einfluss auf das Auftreten eines Glaukoms. Ebenfalls auffällig ist, dass die mit Calciumkanalblockern therapierten Patient:innen auch dünnere retinale Schichten aufwiesen als die anderen Studienteilnehmer:innen. Ungewöhnlich hingegen ist, dass keine Erhöhung des Augeninnendrucks festzustellen war. Das Auftreten des Glaukoms war also nicht mit einem erhöhten Augeninnendruck in Verbindung zu bringen.
So liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine druckunabhängige Entstehung eines Glaukoms handelt. Weitere Experimente weisen auf eine Wirkung von Calciumkanalblockern auf neuronale Gewebe hin. Das Forschungsteam rät trotz ausstehender näherer Betrachtung des Zusammenhangs zwischen der Einnahme von Calciumkanalblockern und dem Auftreten von Glaukom zur Vorsicht. Vor allem bei Patient:innen, die unter einem Glaukom leiden, das sich trotz optimaler Behandlung nicht bessert, ist eine nähere Betrachtung der sonstigen Medikation angeraten.
Exkurs Calciumkanalblocker
Die auch als Calciumkanal-Antagonisten bezeichneten Wirkstoffe werden häufig zur Behandlung von koronarer Herzkrankheit, Hypertonie und Herzrhythmusstörungen verwendet. Sie hemmen den Einstrom von Calciumionen in die Herzmuskelzelle durch Blockade der entsprechenden Calciumkanäle. Dadurch sinkt die Kontraktilität des Herzens und die Blutgefäße werden erweitert. Zur Gruppe der Calciumkanalblocker gehören unter anderem Amlodipin, Nitrendipin, Diltiazem und Felodipin.
Durch die Verstoffwechselung über das CYP-System treten Wechselwirkungen mit CYP-Induktoren (Wirkverlust) und CYP-Inhibitoren (verstärkte Wirkung) auf. Ein gemeinsamer Einsatz mit Wirkstoffen, die das CYP-System beeinflussen, ist demzufolge zu unterlassen. Als Nebenwirkungen der Calciumkanal-Antagonisten können Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit, plötzliche Gesichtsröte (Flush) und Verstopfung auftreten.
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