E-Rezept: „Kassen haben Patient:innen nicht informiert“
Seit drei Wochen führt am E-Rezept kaum noch ein Weg vorbei. Doch der Start verlief bisher vielerorts holprig. So entsteht den Apotheken dadurch ein Mehraufwand von im Schnitt rund 35 Stunden pro Woche, zeigt eine aposcope-Befragung. Bei einigen Versicherten sorgen die digitalen Verordnungen zudem für Fragezeichen. Der Grund: Die Krankenkassen haben Patient:innen nicht über die E-Rezept-Pflicht informiert, kritisiert die Landesärztekammer (LÄK) Hessen.
Ärzt:innen sind seit Jahresbeginn verpflichtet, abgesehen von einigen Ausnahmen, E-Rezepte für verschreibungspflichtige Arzneimittel auszustellen. Das stellt die Behandelnden nicht nur vor Herausforderungen – Stichwort korrekte Eingabe –, sondern sorgt auch für einen hohen zusätzlichen Aufwand. Schuld daran seien neben Problemen mit den Praxisverwaltungssystemen (PVS) auch die Kassen. Denn diese hätten Patient:innen nicht über die E-Rezept-Pflicht informiert, äußert LÄK-Präsident Dr. Edgar Pinkowski sein Unverständnis.
Bei den PVS würde es immer wieder zu Hard- und Software-bedingten Ausfällen kommen, was die Ausstellung von E-Rezepten erschwert. Pinkowski fordert daher vom Gesetzgeber eine Verpflichtung für Hersteller, die Voraussetzungen für einen reibungslosen Einsatz des E-Rezepts zu schaffen, anstatt die Praxen für nicht von ihnen verschuldete Probleme zu sanktionieren.
Ärzt:innen sollen Komfortsignatur nutzen
Um für einen reibungslosen Ablauf bei der Abwicklung von E-Rezepten zu sorgen, appelliert er zudem an die Arztpraxen, die Komfortsignatur zu nutzen, die eine umgehende Signierung des E-Rezeptes möglich macht. „Wenn Ärztinnen und Ärzte eine Stapelsignatur verwenden und diese erst mittags oder abends erstellen, haben ihre Patienten bis dahin kein gültiges Rezept.“
Zur Erinnerung: Mit der Komfortsignatur können Ärzt:innen pro Tag bis zu 250 Dokumente – beispielsweise E-Rezepte und elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen – digital unterschreiben. Möglich ist dies mit einer einmaligen PIN-Eingabe und eingestecktem elektronischen Heilberufsausweis (eHBA). Das Problem: Die Komfortsignatur wird nur selten genutzt. Das zeigen Daten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung aus dem Sommer. Demnach hatten zwar 80 Prozent der Praxen zu diesem Zeitpunkt die Möglichkeit dazu, doch nur jede dritte nutzte diese auch regelhaft. Denn der Vorgang dauert laut einer Umfrage mehr als 25 Sekunden.
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