Digitalisierung: Risiko für Apotheken?
Abstand halten, Hände desinfizieren, Kontakt vermeiden: In der Corona-Krise gelten besondere Regeln. Ob digitale Speisekarten, kontaktloses Bezahlen oder virtuelle Teammeetings – für den neuen Alltag sind vor allem digitale Lösungen gefragt. Das gilt auch für die Apotheke. Die Apothekenteams betrachten die Digitalisierung jedoch als Risiko, zeigt eine neue Umfrage.
Die Corona-Krise hat zumindest in puncto Digitalisierung einige Entwicklungen vorangetrieben und beschleunigt. Denn das Gebot der Stunde heißt noch immer: soziale Kontakte auf das Nötigste zu beschränken. Somit müssen Alternativen her – insbesondere auf digitalem Weg. Für die Apotheken vor Ort bringt das jedoch Gefahren mit sich. Denn die Konkurrenz zum Online-Handel ist durch die Krise weiter gewachsen. Und das obwohl die Vor-Ort-Apotheken zu Beginn der Pandemie noch Anlaufstelle Nummer eins waren. Inzwischen sind viele Apothekenteams dem digitalen Wandel gegenüber nur noch wenig aufgeschlossen und betrachten die Digitalisierung gar als Risiko (34 Prozent) – im Vergleich zum Beginn der Pandemie ist dies ein Zuwachs um 11 Prozentpunkte. Das ist das Ergebnis der neuen aposcope-Umfrage zum „Digitalisierungsindex Apotheke“ (DIA), für den Anfang August insgesamt 100 Apothekeninhaber*innen befragt wurden.
Digitalisierung: Nicht nur Risiko, sondern auch Chance für Apotheken
Trotz aller Skepsis hat die Pandemie in den Augen vieler Apotheken jedoch einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, die Digitalisierung nicht als Risiko zu betrachten, sondern sie voranzutreiben. Mehr als ein Drittel der Befragten (37 Prozent) hat im Zuge der Krise bereits erste Schritte dazu unternommen und digitale Lösungen in den Apothekenalltag integriert. Ein Großteil der Inhaber*innen (81 Prozent) bestellt Medikamente und andere Produkte für die Offizin über Online-Plattformen wie Pharma Mall. Arzneimittel und Co. selbst über eine solche Plattform anzubieten, ist für rund drei Viertel der Umfrageteilnehmer*innen (73 Prozent) dagegen aktuell kein Thema. Digitale Lösungen sollen jedoch nicht nur das Bestell-, sondern auch das Rezeptmanagement in der Apotheke erleichtern (67 Prozent).
Um den Kundenbesuch so kontaktlos wie möglich zu gestalten, sind die meisten Offizinen inzwischen nicht nur mit Plexiglaswänden ausgestattet, sondern auch beim elektronischen Bezahlen ganz vorne mit dabei: Nahezu drei Viertel der Inhaber*innen (74 Prozent) akzeptieren in der Offizin neben der Zahlung per Giro- oder Debitkarte (100 Prozent) inzwischen auch die Kreditkarte als Zahlungsmittel, mehr als die Hälfte (51 Prozent) ermöglicht außerdem mobile Bezahldienste.
Beim Vorantreiben der Digitalisierung ist wiederum Eigeninitiative aus der Apotheke anstelle von externer Unterstützung gefragt. So setzen Inhaber*innen bei neuen Mitarbeiter*innen vor allem auf digitales Know-how (79 Prozent).
Hinweis zur Methodik: Für den „Digitalisierungsindex Apotheke“ befragt aposcope quartalsweise mindestens 100 Apothekeninhaber*innen mithilfe eines Online-Fragebogens zum aktuellen Stand und den Perspektiven der Nutzung von elektronischen Formaten und digitalen Lösungen in Vor-Ort-Apotheken. Der DIA berechnet sich auf Basis von 30 Indikatoren und bildet den Digitalisierungsgrad von deutschen Apotheken auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten ab. Für die aktuelle Studie wurden vom 5. bis 7. August 2020 insgesamt 100 verifizierte Apothekeninhaber*innen befragt. Die gesamten Ergebnisse der Befragung mit einem ausführlichen Tabellenband sowie einer grafischen Darstellung der Ergebnisse können zum Preis von 59,00 Euro netto unter marktforschung.aposcope.de erworben werden.
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