Diagnose Schwangerschaft (Teil 12): Babyblues und Depression
Babys sind ein kleines Wunder. Frischgebackene Eltern können ihr Glück kaum fassen. Doch die Stimmung kann bereits kurz nach der Geburt getrübt werden. Bei den sogenannten Wöchnerinnen kann sich schon am dritten Tag nach der Entbindung für kurze Zeit der Babyblues einstellen. Hält die trübe Stimmung an, kann es sich um eine Depression handeln.
Ein Baby stellt die Eltern vor große Herausforderungen, bedeutet Veränderung für das eigene Leben und verlangt Mutter und Vater vieles ab. Die Umstellung des Alltags und die 24/7-Betreuung des neuen Familienmitgliedes können anstrengend sein, überfördern und deprimierend sein. Obwohl die Freude eigentlich riesig ist. Hinzu kommt, dass Mütter in der ersten Woche nach der Geburt weinerlich und niedergeschlagen sein können, denn so eine Geburt will emotional erst einmal verarbeitet werden. Die Rede ist vom Babyblues, der normalerweise nur wenige Stunden oder Tage anhält. Abzugrenzen ist der Babyblues von der postpartalen Depression (PPD), an der etwa 15 Prozent der Mütter leiden. Stillende haben ein geringeres Risiko für eine Wochenbettdepression, weil beim Stillen Oxytocin – ein Glückshormon – ausgeschüttet wird.
Babyblues oder Depression?
Stellt sich nach der Geburt ein seelisches Tief ein, kann es sich im kurzzeitigen Fall um den Babyblues handeln, der bei etwa 25 bis 50 Prozent der Mütter auftritt und von Traurigkeit, Stimmungsschwankungen und leichten depressiven Verstimmungen gekennzeichnet ist. Davon abzugrenzen ist die PPD, die sich innerhalb von vier Wochen nach der Entbindung einstellen kann. Die Betroffenen leiden unter Schlafstörungen, gedrückter Stimmung, Interessen- und Appetitverlust sowie Wertlosigkeitsgefühl, Suizidgedanken und -handlungen. Um die Diagnose PPD zu stellen, müssen mindestens fünf Symptome über mindestens zwei Wochen andauern. Das Problem: Die PPD wird oft erst spät oder gar nicht erkannt – mit fatalen Folgen. Es besteht mitunter Lebensgefahr für die Mutter. Bindungsstörungen, emotionale Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten können bei den Kindern die Folgen sein. Gründe dafür, dass eine PPD nicht diagnostiziert wird, gibt es viele. Beispielsweise verschweigen Mütter die Beschwerden aus Scham. Schließlich ist ein Baby doch das schönste Geschenk und die Freude sollte groß sein. Außerdem wollen die Frauen eine „gute Mutter“ sein.
Die Ursachen der PPD sind möglicherweise neurochemischen, hormonellen und psychosozialen Ursprungs. Ein Faktor könnte der postpartale Östrogenabfall sein. Therapiert wird medikamentös mit trizyklischen Antidepressiva oder selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern sowie im Rahmen einer Psychotherapie. Außerdem spielt die Behandlung der Mutter-Kind-Beziehung eine entscheidende Rolle.
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