Frauen versus Männer: Nicht nur beim Gehalt gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern, sondern auch in Sachen Gesundheit. Stichwort Gendermedizin. Verantwortlich dafür ist unter anderem der weibliche Zyklus. Doch welcher Zusammenhang besteht zwischen der Menstruation und Diabetes?
Die Antwort kommt von einem deutschen Forscherteam verschiedener Universitäten. So kann die Menstruation – genauer die unterschiedlichen Phasen des weiblichen Zyklus‘ – einen Einfluss auf die Insulinsensitivität haben. Denn diese fällt je nach Phase unterschiedlich aus.
Die Insulinsensitivität gibt Aufschluss darüber, wie die Körperzellen auf Insulin ansprechen – sprich wie effizient sie Glukose aus dem Blut aufnehmen. Liegt eine Typ-2-Diabetes-Erkrankung vor, ist die Insulinsensitivität eingeschränkt. Die Rede ist von einer Insulinresistenz.
Menstruationszyklus beeinflusst Insulinsensitivität
In einer kleinen Studie hat das Team – darunter Wissenschaftler:innen vom Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrums München an der Universität Tübingen – die Wirkung von Insulin im Gehirn von Frauen untersucht und geprüft, ob und wie sich diese innerhalb des Menstruationszyklus‘ verändert. Dafür erhielten die teilnehmenden Frauen entweder Insulin- oder ein Placebo als Spray über die Nase verabreicht.
Dabei zeigte sich: In der Phase vor dem Eisprung, der Follikelphase, war die Insulinsensitivität besonders hoch, was in der Lutealphase (nach dem Eisprung) nicht beobachtet wurde. Konkret musste Frauen in der Follikelphase nach der Gabe des Insulin-Nasensprays im Vergleich zu Placebo mehr Glukose zugeführt werden, nach dem Eisprung dagegen nicht. Die Menstruation kann somit eine entscheidende Rolle für die Insulinsensitivität spielen und sollte daher bei der Untersuchung auf eine mögliche Insulinresistenz bei Frauen berücksichtigt werden, so das Fazit der Forschenden.
Menstruation und Diabetes: (k)ein Zusammenhang?
Doch damit nicht genug. Offenbar kann die Menstruation ebenfalls zu einer Verringerung des HbA1c-Wertes führen, wie die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) berichtet. Beim HbA1c-Wert handelt es sich um den Langzeit-Blutzuckerwert, der beschreibt, wie hoch der Blutzucker in den letzten zwei bis drei Monaten war. Der Wert steht für den Anteil an Hämoglobin, an den Zucker gebunden ist und wird in Prozent oder in mmol/mol Hb angegeben. Der Zielbereich variiert je nach Alter, Risikofaktoren, Medikamenteneinnahme und Co. zwischen 6,5 Prozent (48 mmol/mol) und 8,5 Prozent (69 mmol/mol).
In einer Studie konnten Forschende demnach herausfinden, dass der HbA1c-Wert bei Frauen unter 50 Jahren um 1,6 mmol/mol (= 2,3 Prozent) niedriger war als bei Männern. Grund dafür sind die körperlichen Veränderungen während der Menstruation. Die Folge: Bei den betroffenen Frauen blieb eine vorliegende Diabetes-Erkrankung in 17 Prozent der Fälle unentdeckt. Für Frauen – insbesondere für diejenigen vor der Menopause – werde daher laut DGE empfohlen, den die Obergrenze des Normwertes für den HbA1c-Wert auf 46 mmol/mol abzusenken.
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