Heute ist Weltdiabetestag. Allein in Deutschland leben mehr als sieben Millionen Diabetiker. Wir nehmen den Tag zum Anlass und frischen das Wissen zur Stoffwechselstörung auf.
Zwei Typen, verschiedene Störungen
Diabetes ist von einer Überzuckerung, der Hyperglykämie, gekennzeichnet. Nicht immer liegt auch zwangsläufig eine Störung im Kohlenhydratstoffwechsel vor. Auch der Fett- und Eiweißstoffwechsel können aus dem Gleichgewicht sein.
Schlüsselfigur der Erkrankung ist Insulin. Das Stoffwechselhormon kann in seiner Freisetzung aus den Betazellen der Bauchspeicheldrüse gestört sein oder ganz fehlen.
Typ-1-Diabetes
… ist eine Autoimmunerkrankung. Insulin wird nicht mehr produziert, denn das körpereigene Abwehrsystem zerstört die insulinproduzierenden Zellen, in den Langerhans’schen Inseln. Die Folge ist ein absoluter Insulinmangel. Demzufolge müssen die Betroffenen ein Leben lang Insulin spritzen
Betroffen sind meist Kinder. Am sogenannten insulinabhängigen Diabetes leiden nur etwa 0,4 Prozent der Bevölkerung.
Symptome: übermäßiger Durst, häufiges Wasserlassen, allgemeine Schwäche, Hunger oder Appetitlosigkeit, Müdigkeit
Schwangerschaftsdiabetes
… oder Gestationsdiabetes genannt, tritt erstmalig in der Schwangerschaft auf. Etwa 4 bis 5 Prozent der werdenden Mütter sind betroffen. Das Risiko steigt ab einem Alter von 30 Jahren. Meist verschwindet die Erkrankung nach der Entbindung wieder. Allerdings steigt mit einem Gestatationsdiabetes – vor allem wenn dieser insulinpflichtig war – das Risiko, im Alter an Diabetes-Typ-2 zu erkranken.
Typ-2-Diabetes
… ist die häufigste Form der Zuckerkrankheit. Etwa 90 Prozent der Betroffenen leiden unter Diabetes Typ 2. Die Rede ist von einer Insulinresistenz, denn die Körperzellen entwickeln eine verminderte Empfindlichkeit. Daraufhin produziert der Körper vermehrt Insulin – bis zur Erschöpfung der Zellen.
Früher wurde Diabetes Typ 2 als Altersdiabetes bezeichnet. Heute zeigt sich jedoch, dass auch Jugendliche und junge Erwachsene unter der Form der Zuckerkrankheit leiden. Etwa 80 Prozent der Typ-2-Diabetiker sind übergewichtig. Daher wird zu Therapiebeginn meist mit einer Umstellung der Lebensgewohnheiten begonnen. Auf dem Plan der Betroffenen stehen Bewegung und Diät. Wird kein Erfolg erzielt, wird medikamentös behandelt.
Symptome: Müdigkeit, depressive Verstimmungen, Konzentrationsstörungen, Juckreiz, Hunger, vermehrt Infektionen der Haut und Harnwege
Arzneimittel
Insuline
… werden gentechnisch hergestellt und in das Unterhautfettgewebe gespritzt. Unterschieden wird Analog- und das Humaninsulin.
Humaninsuline sind dem menschlichen Insulin gleich. Dabei gibt es kurz und lang wirkende Varianten. Wird ein kurz wirksames Humaninsulin gespritzt, setzt die Wirkung nach etwa 20 bis 30 Minuten ein. Das Maximum wird nach etwa zweieinhalb Stunden erreicht. Die Wirkdauer liegt bei bis zu sechs Stunden.
Um den Bedarf zwischen den Mahlzeiten zu decken, werden Langzeit- oder Basalinsuline eingesetzt. Wird ein Humaninsulin verwendet, wird dieses mit Zink oder NPH, einem Protein, versetzt, das eine Verzögerung der Freisetzung erreicht wird. Die Insuline sehen meist milchig aus und müssen vor der Injektion vorsichtig geschwenkt werden. Die Wirkung setzt erst nach etwa einer Stunde und hält zwischen acht und zwölf Stunden an. Neuere langwirksame Analoginsuline wirken bis zu 24 Stunden. Mischinsuline bestehen aus kurz- und langwirksamen Insulinarten.
Werden Insuline in ihrer Molekülstruktur leicht verändert, können extrem schnell und sehr langsam wirkende Varianten produziert werden. Die Rede ist von Analoginsulinen. Langsam wirkende Analoginsuline beginnen nach etwa einer Stunde zu wirken und halten bis zu 24 Stunden an. Schnelle Insulinanaloga beginnen nach zehn Minuten zu wirken. Die Turbos unter den Insulinen werden unmittelbar vor dem Essen gespritzt. Auch bei den Mischinsulinen gibt es Insulinanaloga.
Orale Therapie
Metformin zählt zu den Biguaniden und greift in den Glucosestoffwechsel ein. Der Arzneistoff senkt den Blutzuckerspiegel auf drei Wegen: Die Bildung von Glucose in der Leber wird gehemmt und somit weniger Glucose ins Blut ausgeschüttet. Im Darm wird der Übergang von Glucose aus der Nahrung ins Blut vermindert und das Ansprechen der Muskeln auf Insulin verbessert, wodurch mehr Glucose umgesetzt wird. Als Nebeneffekt wird das Hungergefühl gedämpft, der Fettstoffwechsel unterstützt. Die Folge kann ein Gewichtsverlust sein.
Glibenclamid gehört zur Stoffgruppe der Sulfonylharnstoffe. Die blutzuckersenkende Eigenschaft beruht auf der Erhöhung der Insulinfreisetzung aus den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse. Glibenclamid blockiert die Kaliumkanäle der Beta-Zellen, der Kaliumausstrom wird unterbrochen. Es kommt zu einer Depolarisation – die spannungsabhängigen Calciumkanäle öffnen sich, Calcium strömt ein und Insulin ausgeschüttet. Glibenclamid wird nur verabreicht, wenn noch Insulin produziert wird.
Selektive und reversible Inhibitor des Natrium-Glucose-Cotransporters (SGLT-2) wie Dapagliflozin wirken unabhängig von der Insulinausschüttung und -wirkung im Körper. Überschüssige Glucose wird mit dem Urin ausgeschieden und die Blutzuckerwerte gesenkt.
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