Eine Gewichtsreduktion ist bei Patient:innen mit Typ-2-Diabetes das A und O. Das kann neben Sport und ausgewogener Ernährung unterstützend auch durch Medikamente erreicht werden. Stichwort SGLT-2-Hemmer. Doch diese können nicht nur das Körperfett, sondern auch die Muskelmasse reduzieren.
SGLT-2-Hemmer – Gliflozine – gehören zu den Antidiabetika und werden zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt. Sie wirken insulinunabhängig und hemmen spezifisch den renalen, natriumabhängigen Glukosetransporter SGLT-2 (Sodium dependent glucose co-transporter 2) in der Niere, wodurch es zu einer vermehrten Glukoseausscheidung über den Harn und damit zu einer Senkung der Glukosewerte im Blut kommt. Außerdem wird ihnen ein blutdrucksenkender, gewichtsreduzierender sowie ein kardioprotektiver Effekt zugesprochen. Doch die Wirkung hat ihren Preis. Denn es droht auch ein Abbau der Muskelmasse, wie neue Studienergebnisse zeigen.
Erhöhen SGLT-2-Hemmer das Risiko für Muskelschwund?
Der Reihe nach. Im Zuge der Behandlung mit SGLT-2-Hemmern kommt es zu einer Änderung der Körperzusammensetzung. Genauer werden die Fettmasse, der prozentuale Fettanteil, der Body Mass Index, der Taillenumfang und Co. gesenkt. Dies lässt sich anhand verschiedener Untersuchungsergebnisse belegen, zeigt eine neue Metaanalyse, für die 18 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt mehr als 1.400 Teilnehmenden überprüft wurden.
Das Problem: Neben den erwünschten positiven Wirkungen können auch unerwünschte Effekte auftreten, die die Köperzusammensetzung negativ beeinflussen. Dazu gehört ein gesteigertes Risiko für Dehydrierung und Sarkopenie – einem Abbau der Muskelmasse. So zeigte sich in der Analyse, dass Patient:innen während der Einnahme im Schnitt rund 1 Kilogramm Skelettmuskelmasse und 760 Gramm Magermasse (= fettfreie Körpermasse) verloren. Hinzukommt, dass der beobachtete Gewichtsverlust unter der Einnahme von SGLT-2-Hemmern teilweise auch auf einen Verlust von Wasser zurückzuführen ist.
„Obwohl SGLT-2-Hemmer eine günstigere Körperzusammensetzung bewirken, ist der potenzielle Verlust von Muskelmasse, der durch SGLT-2-Hemmer verursacht wird, bemerkenswert. Strategien zum Erhalt der Skelettmuskulatur und zur Verbesserung der körperlichen Funktion, z. B. durch organisiertes Training, sind während der Einnahme von SGLT-2-Hemmern wichtig“, lautet daher das Fazit der Forschenden.
Sie geben jedoch zu bedenken, dass weitere Studien nötig seien, um ihre Ergebnisse zu bestätigen. Denn mitunter war die Nachbeobachtungszeit in den herangezogenen Studien zu kurz für langfristige Rückschlüsse und die Probandengruppen waren in Bezug auf Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen und Co. sehr heterogen.
Mehr aus dieser Kategorie
Nasenspray soll Alzheimer verzögern
Nach einer wirksamen und effektiven Behandlungsoption bei einer Alzheimer-Erkrankung wird weiterhin gesucht. Forschende wollen nun einen Weg gefunden haben, das …
L-Thyroxin: Knochenschwund durch Dauertherapie?
Levothyroxin (L-Thyroxin) kommt zur Behandlung einer Hypothyreose zum Einsatz. Doch der Wirkstoff kann auch die Knochengesundheit gefährden. Demnach kann eine …
Lenacapavir: Zulassung als PrEP geplant
Zur Präexpositionsprophylaxe (PrEP) einer HIV-Infektion könnte bald eine weitere Behandlungsoption zur Verfügung stehen. Weil das Virostatikum Lenacapavir laut Studiendaten einen …