Dank Lycopin: Tomaten wirksamer als Antidepressiva?
Tomaten gehören hierzulande zu den beliebtesten Gemüsesorten. Jährlich werden bis zu 30 Kilogramm pro Kopf verzehrt. Denn Tomaten sind unter anderem reich an Vitamin C, Kalium und weiteren Nährstoffen. Doch damit nicht genug. Denn das enthaltene Lycopin kann antidepressiv wirken, zeigt eine Studie.
Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und nehmen immer weiter zu. Zur Behandlung kommen neben psychologischer Betreuung auch Arzneimittel verschiedener Wirkstoffklassen ins Spiel, darunter Monoaminoxidase (MAO)-Hemmer, Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Trizyklische und Tetrazyklische Antidepressiva. Alternativ setzen Patient:innen bei leichten psychischen Beschwerden mitunter auch auf pflanzliche Präparate mit Baldrian, Hopfen oder Lavendel. Doch auch Tomaten können eine antidepressive Wirkung haben, machen Forschende klar. Grund dafür ist das enthaltene Lycopin.
Lycopin ist ein sekundärer Pflanzenstoff – genau ein Carotinoid – und für die rote Färbung von Tomaten und anderen Obst- und Gemüsesorten verantwortlich. Außerdem dient Lycopin als Schutz vor Schäden durch Sonneneinstrahlung und Sauerstoff.
Tomaten: Lycopin mit antidepressiver Wirkung
Dass Lycopin antioxidativ und neuroprotektiv wirken kann, ist bereits bekannt und durch verschiedene Studien belegt. Nun kommt jedoch ein weiterer Effekt hinzu. Wie Forschende der Medizinischen Universität Chongqing in China herausgefunden haben, wirkt das in Tomaten enthaltene Lycopin auch antidepressiv. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung an männlichen Mäusen, die aufgrund von chronischem sozialem Stress Anzeichen von Depressionen aufwiesen. Ein Teil von ihnen wurde mit einem Placebo, der andere mit Lycopin behandelt.
Untersuchungen am Gehirn der Tiere sowie Verhaltenstests zeigten im Anschluss, dass unter der Lycopin-Therapie ein besseres Sozialverhalten, mehr Bereitschaft zur Bewegung und Freude am Genuss zu erkennen waren. Zudem war – ähnlich wie unter Antidepressiva – im Hippocampus die Aktivität des BDNF-TrkB-Signalweges erhöht, der als Parameter für Stressbelastung und Resilienz dient. Die Folge: Das Gehirn kann positive Informationen wieder besser aufnehmen. Doch damit nicht genug: Im Vergleich zu Antidepressiva wies die Behandlung mit dem Pflanzenstoff eine höhere Sicherheit auf, so die Forschenden weiter. Veränderungen im Gehirn, beispielsweise im Gewebe, ließen sich unter der Behandlung nicht feststellen, was die neuroprotektive Wirkung von Lycopin weiter unterstützt, so die Forschenden.
Lycopin: Nach Körpergewicht dosieren
Dabei sollte die Lycopin-Dosis jedoch stets an das entsprechende Körpergewicht angepasst werden. Während den Tieren in der Studie pro kg Körpergewicht 20 mg Lycopin verabreicht wurde, gilt bei Menschen ein Wert von rund 1,6 mg/kg KG als sicher. Pro 100 g enthalten Tomaten etwa 5 bis 10 mg Lycopin. In Tomatenmark ist die Konzentration mit rund 55 mg/100 g dagegen deutlich höher.
„Diese Schlussfolgerungen liefern präklinische Belege für den potenziellen klinischen Einsatz von Lycopin und eröffnen weitere Möglichkeiten für die antidepressive Behandlung, beispielsweise als Zusatztherapie zu SSRI wie Fluoxetin“, so das Fazit. Nun müssen die Ergebnisse durch weitere Studien am Menschen bestätigt werden.
Achtung: Wie die Verbraucherzentrale warnt, ist die oftmals angepriesene Wirkung von nahrungsergänzungsmitteln mit Lycopin unter anderem als Herz- und Hautschutz bisher nicht belegt.
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