Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat einem zweiten RNA-Impfstoff gegen Covid-19 die klinische Prüfung in Deutschland genehmigt. Noch im Juni will das Tübinger Biotechnologieunternehmen CureVac mit der Phase-I-Studie starten. Erste Ergebnisse werden im September/Oktober erwartet. Die Vakzine kann eine starke und ausgewogene Immunantwort induzieren. Es werden aber nicht nur Antikörper, sondern auch T-Zellen induziert.
„Der sicherste Weg, die SARS-CoV-2-Pandemie einzudämmen, ist die weltweite Bereitstellung sicherer und wirksamer Covid-19-Impfstoffe“, teilt das PEI mit. Nach der präklinischen Entwicklung sollen in klinischen Prüfungen – die Erstanwendung des Impfstoffkandidaten am Menschen – die Verträglichkeit und Immunantwort der Impfstoffkandidaten ermittelt werden.
Covid-19 RNA-Impfstoff: Der Kandidat
Bei dem Impfstoffkandidaten gegen Covid-19 von CureVac handelt es sich um einen RNA-Impfstoff, der die genetische Information für den Bau des sogenannten Spikeproteins des SARS-CoV-2-Erregers in Form der Ribonukleinsäure (RNA) enthält. Es handelt sich um eine nicht-modifizierte, nicht selbstamplifizierende RNA, die mit einem hydrophilen Lipid-Nanopartikel (LNP) versetzt ist.
RNA-Impfstoffe enthalten Teile des Erbmaterials der Viren, die aus den Bauplänen für das gesamte Oberflächenprotein des SARS-CoV-2-Erregers oder eines Teils davon bestehen. Die RNA wird mit einem Hilfsstoff – LNP – versetzt, wodurch nach der Impfung diese genetische Information in einige wenige Körperzellen des Geimpften gelangt. Die RNA wird in den Zellen abgelesen und die entsprechenden Oberflächenstrukturen (Proteine) des Virus produziert. Bei vielen herkömmlichen Impfstoffen wird das Antigen selbst injiziert, beim RNA-Impfstoff wird hingegen die genetische Information gespritzt und der Körper bildet das Antigen selbst. Das körpereigene Immunsystem reagiert auf die gebildeten Antigene mit der Entwicklung spezifischer Abwehrstoffe, unter anderem Antikörper. Bei einem späteren Kontakt der geimpften Person mit dem SARS-CoV-2-Erreger erkennt das Immunsystem die Oberflächenstruktur und das Immunsystem kann das Virus gezielt abwehren, eine Erkrankung verhindern oder zumindest den Krankheitsverlauf mildern.
Die klinische Prüfung
Bei der klinischen Prüfung handelt es sich um eine Phase-1-Prüfung mit insgesamt 168 gesunden erwachsenen Probanden, von denen 144 geimpft werden – 24 Teilnehmer erhalten ein Placebo. Die Probanden sind im Alter zwischen 18 und 40 beziehungsweise 41 und 60 Jahren. Risikopatienten und Ältere werden nicht in die Studie eingeschlossen. Die Studiendauer ist auf 15 Monate angelegt.
Es handelt sich um eine teilweise verblindete, placebokontrollierte Dosis-Eskalationsstudie (2 Mikrogramm, 4 Mikrogramm, 8 Mikrogramm) – es erfolgt eine stufenweise Erhöhung der Dosis zur Ermittlung der generellen Sicherheit und Verträglichkeit sowie einer geeigneten Dosis für die Erzeugung einer spezifisch gegen SARS-CoV-2 gerichteten Antikörper-Immunantwort beim Menschen.
Die Teilnehmer erhalten zwei intramuskuläre Injektionen des Covid-19 RNA-Impfstoffes im Abstand von vier Wochen (Tag 1 und 29). Durchgeführt wird die Studie an vier Zentren – Tübingen, Hannover, München und im belgischen Gent. Im Anschluss werden die Probanden über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr überwacht.
Laut CureVac erzeugt der Impfstoffkandidat bei Mäusen einen hohen Titer an neutralisierten Antikörpern gegen SARS-CoV-2, die der natürlichen Immunantwort sehr ähnlich ist. Es werden nicht nur Antikörper induziert, sondern auch T-Zellen (CD4 und CD8), die infizierte Zellen erkennen und darauf reagieren können. Die Daten seien vielversprechend.
Derzeit befinden sich zehn weitere Impfstoffkandidaten in klinischen Prüfungen. Das PEI geht davon aus, dass weitere klinische Prüfungen von Covid-19-Impfstoffkandidaten in Deutschland in den nächsten Monaten beginnen werden.
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