Urlaubszeit ist Reisezeit. In diesem Jahr steht bei vielen Urlaub in der Heimat auf dem Programm. Ab ins Auto und auf die Autobahn. Wer quer durch das Land reist, macht in jedem Fall eine Pipipause. Trotz Mundschutz, Abstand und Handhygiene könnte hier Infektionsgefahr mit SARS-CoV-2 bestehen. Denn die Toilettenspülung könnte die Ausbreitung von Virus-Aerosolpartikeln fördern, weil durch das Spülen Partikel aus der Schüssel herausgeschleudert werden können. Also Deckel runter und gut? Die Antwort liefert eine chinesische Studie, deren Ergebnisse im Fachmagazin „Physics of Fluids“ veröffentlicht wurde.
SARS-CoV-2 kann per Tröpfchen und, wie Studien zeigen, auch per Aerosol übertragen werden. Dass Aerosole bei der Übertragung von SARS-CoV-2 eine Rolle spielen, hatte Virologe Professor Dr. Christian Drosten von der Charité auch in seinem Podcast (NDR Info) gesagt. „Wenn ich das alles zusammenfasse, dann ist mein Bauchgefühl: Fast die Hälfte der Übertragung ist Aerosol, fast die andere Hälfte der Übertragung ist Tröpfchen und vielleicht 10 Prozent der Übertragung ist Schmierinfektion oder Kontaktinfektion. Wenn man sagt, irgendetwas klebt an den Händen.“
Aerosol und Toilette: Partikel aus der Schüssel
Das Virus kann sich vermutlich auch im Magen-Darm-Trakt vermehren. Allerdings konnten bislang im Stuhl und Urin von Covid-19-Patienten keine infektiösen Viren nachgewiesen werden. „Das ist allerdings bei Stuhlproben immer schwer, weil E.-coli-Bakterien immer alles andere überwuchern“, so Professor Dr. Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing. „Wir konnten aber keine replikationsfähigen Viren nachweisen.“
Dennoch untersuchten chinesische Wissenschaftler die Möglichkeit der fäkal-oralen Übertragung und wie sich kleine Schwebeteilchen beim Toilettenspülgang in der Luft verteilen und womöglich von anderen Menschen eingeatmet werden können. Um dies für verschiedene Toilettenmodelle (Einzelspülung und Ringspülung) darzustellen, nutzen die Physiker Computermodelle.
Das Ergebnis zeigt: Ein Spülgang kann eine Aerosol-Wolke von knapp einem Meter über der Schüssel erzeugen. Dort können diese Schwebeteilchen eingeatmet werden oder sich auf Oberflächen absetzen. Beim Spülen wird eine Auftriebsgeschwindigkeit von 5m/s erzeugt und etwa 40 bis 60 Prozent aller Partikel über den Toilettensitz befördert. Die Forscher fanden heraus, dass bei der Ringspülung eine stärkere Aerosolausbreitung verursacht werden kann.
Deckel zu!
Die Lösung scheint einfach – Deckel zu und Spülung aktivieren. Leichter gesagt als getan, denn in öffentlichen Toiletten gibt es oft gar keinen Deckel. Vor der Toilettenbenutzung heißt es Maske auf und Klobrille reinigen. Nach dem Toilettengang sollten die Hände gründlich gewaschen werden.
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