Cetirizin: Juckreiz und Suizidgedanken nach Langzeittherapie
Ob Juckreiz, laufende Nase oder tränende Augen – leiden Patient:innen unter allergischen Beschwerden, gehören Antihistaminika zu den Mitteln der Wahl. Dabei kommen unter anderem Präparate mit Cetirizin oder Levocetirizin zum Einsatz. Doch werden diese nach einer Langzeitbehandlung abgesetzt, drohen schwere Nebenwirkungen, darunter Juckreiz und sogar Suizidgedanken.
Setzen Patient:innen Cetirizin- oder Levocetirizin-haltige Arzneimittel nach mehrmonatiger oder sogar jahrelanger täglicher Einnahme ab, kann es zu einem starken Juckreiz kommen, warnt die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) aktuell. Dies gelte sogar, wenn Betroffene vor Therapiebeginn keine entsprechenden Symptome zeigten. Demnach wurden zwischen April 2017 und Juli 2023 laut FDA weltweit 209 Fälle mit entsprechenden Beschwerden gemeldet.
Zwar sind entsprechende Meldungen folglich eher selten, dafür fielen diese jedoch meist schwerwiegend aus. „Die Patienten litten unter großflächigem, starkem Juckreiz, der ärztlicher Intervention bedurfte“, heißt es von der FDA. Sowohl die Lebensqualität als auch die Funktionsfähigkeit der Betroffenen waren eingeschränkt. In einigen Fällen führten die Beschwerden sogar zu Suizidgedanken, wie die Expert:innen berichten.
Cetirizin gehört zu den Antihistaminika der zweiten Generation und wird zur Linderung von nasalen und okularen Symptomen bei saisonaler und perennialer allergischer Rhinitis sowie zur Linderung von Symptomen einer chronisch idiopathischen Urtikaria angewendet. Ab einem Alter von zwölf Jahren soll einmal täglich eine Tablette zu 10 mg eingenommen werden. Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren nehmen als Tagesdosis 5 mg ein. Für alle jüngeren Patient:innen steht ein Saft als Alternative zur Verfügung.
Levocetirizin ist ein Antihistaminikum der dritten Generation und kommt bei nasalen und okularen Symptomen bei saisonaler und perennialer allergischer Rhinitis sowie zur Linderung von Symptomen einer chronisch idiopathischen Urtikaria ab einem Alter von sechs Jahren zum Einsatz. Einmal täglich soll eine Tablette zu 5 mg eingenommen werden.
Ursache unklar: Starker Juckreiz nach Absetzen von Cetirizin
Betroffen waren sowohl Patient:innen, die entsprechende verschreibungspflichtige Arzneimittel angewendeten als auch diejenigen, die auf OTC-Präparate setzten. Daher sollen nicht nur die Fachinformationen rezeptpflichtiger Präparate um einen entsprechenden Warnhinweis ergänzt werden, sondern auch die Hersteller von rezeptfreien Arzneimitteln zu Anpassungen in der Packungsbeilage aufgefordert werden. Ergänzend soll zudem die Information erfolgen, dass sich die Juckreiz-Symptome bei Wiederaufnahme der Therapie oder einem langsamen Ausschleichen wieder bessern können.
Bis zur Umsetzung der Anpassungen sind Patient:innen durch das medizinische Fachpersonal entsprechend zu informieren, dass der Juckreiz bereits wenige Tage nach dem Absetzen auftreten kann. Außerdem sollen sie angehalten werden, nicht nur bei vorliegenden Symptomen, sondern bereits vor Beginn einer Langzeittherapie Arztrücksprache zu halten.
Was der Grund für die Beschwerden nach dem Absetzen ist, ist ihnen zufolge nicht bekannt, allerdings sei ein kausaler Zusammenhang anhand der vorliegenden Daten belegt. Weitere Risikofaktoren außer einer Langzeitanwendung der Medikamente waren nicht feststellbar. Mit welcher Wahrscheinlichkeit die Beschwerden auftreten können, lasse sich den Expert:innen zufolge nicht beziffern.
Übrigens: Während sich hierzulande in den Fachinformationen zu Cetirizin-haltigen Arzneimitteln bereits ein Hinweis auf das mögliche Auftreten eines intensiven Juckreizes (Pruritus) und/oder Urtikaria nach dem Absetzen der Therapie findet, fehlt dieser bei Levocetirizin-haltigen Arzneimitteln jedoch bisher.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Magnesiumsulfat/Natriumsulfat/Kaliumsulfat: Neue Nebenwirkung bei Wirkstoffkombi
Wird zur Darmreinigung die Wirkstoffkombi Magnesiumsulfat/Natriumsulfat/Kaliumsulfat eingesetzt, sollte ein besonderes Augenmerk auf den Herzschlag gelegt werden. So müssen die Fach- …
Psoriasis wegen zu viel „Bauchspeck“?
Übergewicht ist für Betroffene oftmals mit gesundheitlichen Folgen verbunden. Denn die Gefahr für bestimmte Erkrankungen kann dadurch steigen. Das gilt …
Unter PPI Calcium als Citrat
Die therapeutisch gewünschte Erhöhung des pH-Werts im Magen durch Protonenpumpenhemmer (PPI) hat auch Nachteile, so kann die Aufnahme von Vitaminen …