Brustkrebs durch Pille: Desogestrel als Risikofaktor
Weil hormonelle Verhütungsmittel – allem voran orale hormonelle Kontrazeptiva – mit verschiedenen Risiken verbunden sein können, ist die Nachfrage rückläufig. So kann die Pille beispielsweise Thrombosen begünstigen. Dabei kommt es jedoch auf den Wirkstoff an. Das gilt auch im Hinblick auf das Risiko für Brustkrebs. Dies ist unter Desogestrel offenbar besonders hoch, zeigt eine Studie.
Desogestrel gehört zu den Gestagenen der dritten Generation und wird in der Leber durch das Cytochrom P450 (CYP3A)-Isoenzym umgewandelt, um seine Funktion ausüben zu können. Die Hauptwirkung basiert auf der Hemmung der Ovulation. Hinzu kommen eine Hemmung der Uterusschleimhaut und der follikularen Entwicklung sowie eine Verdickung des Zervixschleims. Außerdem kann das Gestagen laut Studien dazu beitragen, die Beschwerden von Dysmenorrhoe zu lindern. Anwendung findet das Gestagen oftmals in der sogenannten Minipille.
Doch der Wirkstoff kann auch mit unerwünschten Wirkungen verbunden sein. So kann das Risiko für Brustkrebs laut einer Studie unter Desogestrel steigen, und zwar deutlicher als unter kombinierten hormonellen Kontrazeptiva – sprich der klassischen Pille.
Brustkrebs: Desogestrel erhöht Risiko besonders
„Das Brustkrebsrisiko variiert je nach hormoneller Verhütungsmethode“, heißt es in der Studie der Universität Uppsala (Schweden). Dafür haben die Forschenden Daten von mehr als zwei Millionen Frauen und Mädchen im Alter von 13 bis 49 Jahren untersucht und diese zwischen 2006 und 2019 nachbeobachtet. Entscheidend war dabei, wie häufig es zu Brustkrebserkrankungen kam und welchen Einfluss dabei die Wahl des hormonellen Verhütungsmittels nahm.
Wie sich zeigte, spielte vor allem das jeweils enthaltene Hormon eine wichtige Rolle. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass einige Gestagene – insbesondere Desogestrel – mit einem höheren Brustkrebsrisiko verbunden sind“, heißt es in einer Mitteilung. Mehr noch: Im Vergleich zu Hormonspiralen mit Levonorgestrel sowie kombinierten hormonellen Kontrazeptiva war die Gefahr unter der Minipille mit Desogestrel sogar höher.
Kein Absetzen auf eigene Faust
Genau kam es unter hormonellen Kontrazeptiva im Allgemeinen im Schnitt zu 24 Prozent mehr Brustkrebsfällen, was laut den Forschenden etwa einem zusätzlichen Brustkrebsfall pro 7.800 Anwenderinnen und Jahr entspricht. Unter Desogestrel fiel die Gefahr aber deutlich höher aus als unter Kombi-Präparaten: „Die Langzeitanwendung (5 bis 10 Jahre) von Desogestrel-Präparaten war mit einem fast 50 Prozent höheren Risiko verbunden, während die entsprechende Anwendung von Levonorgestrel-Präparaten zu einem um weniger als 20 Prozent erhöhten Risiko führte.“ Denn: Ist zusätzlich Östrogen enthalten, könnte dies die negative Wirkung des Gestagens womöglich abschwächen, vermuten die Forschenden. Unter Drei-Monats-Spritzen mit Medroxyprogesteronacetat zeigte sich dagegen kein erhöhtes Risiko, ebenso wenig unter Kombi-Präparaten mit Drospirenon und einem Östrogen.
Dennoch sollten Frauen entsprechende Präparate aufgrund ihrer hohen Wirksamkeit nicht auf eigene Faust absetzen. „Sie schützen nicht nur vor ungewollten Schwangerschaften, sondern senken auch das Risiko für Eierstock- und Gebärmutterkrebs, lindern Menstruationsbeschwerden und starke Blutungen, helfen bei Akne und geben Frauen mehr Kontrolle über ihre reproduktive Gesundheit“, heißt es. Dennoch sollten die Ergebnisse von Ärzt:innen und Patientinnen bei der Wahl der passenden Verhütungsmethode entsprechend berücksichtigt werden. So sollten beispielsweise Frauen mit einem ohnehin erhöhten Risiko hormonelle Verhütungsmittel mit Desogestrel meiden, insbesondere solche, die nur Gestagen enthalten.
Achtung: Desogestrel kann einer Studie zufolge außerdem das Risiko für Hirntumore – genau Meningenome – steigern, vor allem bei langfristiger Einnahme.
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