Zuverlässige Blutzuckermesswerte sind das A und O für jeden Diabetiker und eine erfolgreiche Therapie. Eine Messungenauigkeit kann schwerwiegende Folgen haben. Daher ist es wichtig, die potentiellen Störfaktoren und die potentiellen Fehler bei der Blutzuckermessung zu kennen.
Medikamente oder Handhabungsfehler können die Ergebnisse der Blutzuckermessung verfälschen. Das kann zum Problem für den Patienten werden. Zeigt das Gerät aufgrund von Interferenzen zu hohe Werte an und wird möglicherweise Insulin zu hoch dosiert, können gefährliche Hypoglykämien die Folge sein. Auf der anderen Seite können zu niedrig angezeigte Blutzuckerwerte durch die ausbleibende oder zu geringe Insulinabgabe erhöht bleiben und langfristig kann das Risiko für Folgeerkrankungen zunehmen.
Die meisten Blutzuckermessgeräte auf dem Markt basieren auf einem elektrochemischen Messprinzip. Blut wird auf den Teststreifen aufgetragen und verschiedene Enzyme setzen einen Oxidationsprozess in Gang. Wird der Teststreifen ins Gerät geschoben, legt das Blutzuckermessgerät eine Spannung am Teststreifen an und ein Elektronenfluss wird freigesetzt. Dieser ist proportional zur Glukosekonzentration im Blut und wird als Blutzuckerwert auf dem Display des Messgeräts angezeigt.
Interferenzen können Werte verfälschen
Einige Arzneimittel können den elektrochemischen Prozess stören und zu Fehlern bei der Blutzuckermessung führen. Dies ist möglich, weil sie beispielsweise mit anderen Blutbestandteilen wie Sauerstoff interagieren; der Elektronenfluss und damit die Messergebnisse können verfälschen. Dem wird aber vorgebeugt, denn die Vorgabe der ISO-Norm1 soll Verfälschungen verhindern. Laut Norm müssen Hersteller die Interferenz von 24 Wirkstoffen überprüfen.
Die ISO-Norm (DIN EN ISO 15197:2015) gibt vor, dass als Mindestanforderung 95 Prozent der gemessenen Blutzuckerwerte innerhalb eines Toleranzbereichs liegen müssen. Bei unter 100 mg/dl dürfen die gemessenen Werte nicht mehr als ±15 mg/dl vom tatsächlichen Wert abweichen. Bei Werten über 100 mg/dl darf die Abweichung vom tatsächlichen Wert nicht höher als ±15 Prozent betragen. Ein Beispiel: Bei einem Wert von 120 mg/dl wäre ein angezeigter Wert von 138 mg/dl noch im Rahmen der ISO-Vorgaben, da in diesem Fall die Abweichung bei der Maximalgrenze von 15 Prozent liegen würde.
24 Wirkstoffe sind wenig, wenn man bedenkt, dass multimorbide Diabetiker meist viele verschiedene Arzneimittel einnehmen und Antihypertensiva, Antiarrhythmika und Arzneimittel zur Regulierung des Lipidstoffwechsels nicht in den Vorgaben der ISO-Norm zu finden sind. Außerdem werden zahlreiche Antidepressiva sowie Ascorbinsäure, Salicylsäure, Hydrocortison oder auch Diclofenac nicht berücksichtigt.
Accu-Chek Guide (Roche) wurde auf mehr als 200 Störsubstanzen getestet und ist laut Hersteller das Blutzuckermessgerät mit der ausführlichsten Interferenztestung auf dem Markt. Eine vergleichende Studie untersuchte 18 aktuell in Europa erhältliche Blutzuckermessgeräte hinsichtlich ihrer Messgenauigkeit. Accu-Chek Guide hat die Vorgaben zur Messgenauigkeit erfüllt und verfügt über einen besonders engen Toleranzbereich (±5 mg/dl). Im Toleranzbereich gemäß ISO-Norm erfüllten 14 der 18 getesteten Geräte die Anforderungen. Im engeren Toleranzbereich von ±10 mg/dl beziehungsweise ±10 Prozent waren es hingegen nur noch drei Geräte.
Blutzuckermessung: Fehler in der Handhabung
Nicht nur Störanfälligkeiten am Messgerät, sondern auch Handhabungsfehler können zu falschen Werten führen. Folgende Tipps solltest du deinen Kund*innen geben:
- vor der Messung Hände waschen: Zuckerrückstände vom Essen an der Haut können sonst in den Messtropfen gelangen, was die Ergebnisse verfälschen kann
- Fingerkuppe nur sanft zudrücken – wird zu fest zugedrückt, kann Gewebeflüssigkeit mit austreten und das Messergebnis verändern
- Teststreifen nicht zu feucht oder zu heiß lagern: es besteht die Gefahr verfälschter Messwerte, weil für die chemische Reaktion der Messung benötigte Moleküle zerstört werden können
- Messungen hoch in den Bergen können irreführende Ergebnisse hervorrufen
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