Im Jahr 2023 entstanden der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) durch Betrugsfälle, Korruption und Urkundenfälschung Schäden in Höhe von etwa 3,5 Millionen Euro. Auch die Apotheken tauchen in einem durch die KKH veröffentlichten Bericht als Verursacher auf – und das sogar auf Platz zwei.
Der größte Schaden mit etwa 1,9 Millionen Euro wurde durch ambulante Pflegedienste verursacht. Auf dem zweiten Platz folgen mit rund einer Million Euro Schadensumme die Apotheken. An dritter Stelle liegen mit etwa 329.000 Euro Praxen für Krankengymnastik oder Physiotherapie. Laut der KKH-Chefermittlerin Dina Michels „[sind] es immer nur einige wenige Kriminelle […], die mit ihren Betrügereien dem Ansehen ehrlicher Berufskolleg:innen schaden. Doch die gehen teils skrupellos vor, gefährden mitunter sogar Menschenleben, um illegal hohe Summen einzustreichen.“
Konkrete Betrugsfälle aus den Apotheken
Eine Nachfrage bei der Pressestelle der KKH zeigte auf, in welchen Betrugsfällen Apotheken als Verursacher ausgemacht werden konnten. So haben sich Fälle ereignet, bei denen durch Apotheken „mehr Leistungen als der erbrachten“ abgerechnet wurden. Beispielsweise wurde „die Anzahl der verordneten Medikamente auf dem in der Arztpraxis ausgestellten Rezept nachträglich erhöht.“
Des Weiteren „gehört hierzu die unzulässige Zusammenarbeit von Ärzt:innen und Apotheker:innen in der Form, dass die Apotheken Luftrezepte von Ärzt:innen erhalten, auf die sie dann diverse Arzneimittel schreiben, die sie abrechnen, obwohl diese nie an Patient:innen bzw. Kund:innen abgegeben wurden. Die unrechtmäßig eingestrichenen Gelder werden dann fifty-fifty zwischen Apotheker:in und Ärzt:in geteilt.“
„Besonders skrupellos sind Fälle, in denen Apotheker:innen Medikamente panschen, beispielsweise Zytostatika. Hierzu zählt der Fall eines Apothekers aus Sachsen, der ähnlich wie der Apotheker aus Bottrop im großen Stil unterdosierte Krebsmedikamente abgegeben haben soll.“
Die Abrechnung gefälschter Rezepte spielt bei der Statistik zu Betrugsfällen und Korruption mit lediglich acht gemeldeten Fällen im Jahr 2023 eine eher nebengeordnete Rolle.
Bürger:innen stufen das deutsche Gesundheitswesen mehrheitlich als korrupt ein
Die KKH gab eine forsa-Umfrage zu Betrug und Korruption im Gesundheitswesen in Auftrag. Dabei stellte sich heraus, dass 62 Prozent der befragten Personen zwischen 18 und 70 Jahren das deutsche Gesundheitswesen als anfällig für Betrug und Korruption sehen. Eine Einschätzung als „sehr anfällig“ für Betrug und Korruption wurde von 18 Prozent der Befragten vorgenommen.
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