Besser keine Pantothensäure? Vitamin B5 fördert Krebswachstum
Pantothensäure – Vitamin B5 – spielt vor allem in der Wundbehandlung eine entscheidende Rolle, denn sie kann die Heilung und Regeneration beschleunigen. Doch das Vitamin erfüllt im Körper noch zahlreiche andere Funktionen. Das Problem: Offenbar fördert Vitamin B5 auch das Krebswachstum.
Vitamin B5 ist ein Stoffwechselprodukt aus Pantoinsäure und einem Derivat der Aminosäure Asparagin. Das hitzestabile und wasserlösliche Vitamin ist in fast allen Nahrungsmitteln enthalten, unter anderem in Form von Coenzym A (CoA). Pantothensäure kann vom Körper nicht ausreichend selbst gebildet, sondern muss zugeführt werden. Als B5-reiche Lebensmittel gelten Leber und Niere, Fisch wie Lachs und Forelle, Hülsenfrüchte, Ei, Vollmilch, Hefe, Blumenkohl, Brokkoli und verschiedene Nüsse.
Funfact: Die Bezeichnung Pantothensäure geht auf das griechische Wort pantos = überall zurück.
Der tägliche Bedarf an Pantothensäure wird von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung mit 5 mg bei Erwachsenen, Schwangeren und Kindern ab zehn Jahren beziffert. Stillende haben einen erhöhten Bedarf von bis zu 7 mg/Tag. Vitamin B5 kommt vor allem topisch angewendet – in Form von Dexpanthenol – zum Einsatz, wobei Dexpanthenol zu Pantothensäure umgewandelt wird.
Das Vitamin ist an zahlreichen Stoffwechselvorgängen in Körper beteiligt. Doch offenbar kann Vitamin B5 auch das Krebswachstum fördern – genauer kann eine reduzierte Aufnahme das Wachstum verzögern.
Schnelleres Krebswachstum durch Vitamin B5
Ein Forscherteam des Alternsforschungs-Exzellenzclusters CECAD der Universität zu Köln, des britischen Francis Crick Institutes, der britischen National Physical Laboratory (NPL) und dem Imperial College London hat den Einfluss von Myc, einem der wichtigsten krebsauslösenden Gene, auf den Stoffwechsel untersucht. Im Mausmodell an mit Brustkrebs infizierten Tieren zeigte sich dabei: Myc ist unter anderem dafür verantwortlich, dass Tumorzellen abhängig von Vitamin B5 werden, um wachsen zu können. Konkret steigerte sich die Aufnahme von Pantothensäure in die Krebszellen, wenn der Myc-Wert hoch war.
Die Folge: Das Krebswachstum wurde angekurbelt. Wurden die krebskranken Mäuse auf eine Vitamin-B5-reduzierte Diät gesetzt, wurde dagegen ein verlangsamtes Wachstum festgestellt. Auch ein Vergleich mit Biopsien von an Brustkrebs erkrankten menschlichen Patientinnen bestätigte die Ergebnisse. Die Forschenden führen dies auf die Funktionen von Pantothensäure im Körper zurück. Diese ist durch CoA beispielsweise am Auf- und Abbau von Kohlenhydraten und Fetten, an der Bildung von Steroidhormonen und am Aufbau von Cholesterin beteiligt. „Dies führt zu mehr Energie und zur Produktion von Substanzen wie Fetten, Proteinen und Kohlenhydraten, was der Zelle das Wachstum ermöglicht“, heißt es in einer Mitteilung. Vitamin B5 kann folglich das Krebswachstum fördern.
Die Forschenden geben jedoch zu bedenken, dass dies im Umkehrschluss nicht automatisch bedeute, dass Krebspatient:innen ihre Pantothensäurezufuhr einschränken sollten. Denn ebenso wie andere Vitamine sei B5 wichtig für das Immunsystem, um den Krebs zu bekämpfen. Dennoch soll auf Basis der Ergebnisse eine geeignete Behandlungsstrategie entwickelt werden, die das Immunsystem nicht zusätzlich belastet.
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