Die Zahl der Verschreibungen von Benzodiazepinen zulasten der Krankenkassen umfasst laut Bundesärztekammer hierzulande etwa 13 Millionen definierte Tagesdosen. Die Wirkstoffe – darunter Diazepam, Nitrazepam und Co. – finden vor allem bei Angst- und Schlafstörungen Anwendung. Schwangere sollten jedoch darauf verzichten. Der Grund: Unter Benzodiazepinen in der Schwangerschaft kommt es vermehrt zur Fehlgeburten.
Benzodiazepine gehören weiterhin zu den am häufigsten verordneten Psychopharmaka und wirken anxiolytisch, sedativ, muskelrelaxierend, antikonvulsiv und dämpfend. Grund dafür ist eine Bindung am Gamma-Aminobuttersäure (GABA)-A-Rezeptor, wodurch die Wirkung des Neurotransmitters verstärkt wird. Doch die Wirkstoffe besitzen ein hohes Abhängigkeitspotenzial. Außerdem ist für Schwangere Vorsicht geboten. Zu Recht, wie eine neue Studie bestätigt. Denn Benzodiazepine in der Schwangerschaft erhöhen das Risiko für Fehlgeburten um mehr als das Doppelte.
Mehr Fehlgeburten unter Benzodiazepinen in der Schwangerschaft
Generell gilt: Benzodiazepine sollten in der Schwangerschaft – wenn überhaupt – mit Vorsicht angewendet werden. So soll beispielsweise Diazepam laut Fachinformation in der Schwangerschaft nur bei zwingender Indikation und weder in hohen Dosen noch über einen längeren Zeitraum genutzt werden. Ähnlich verhält es sich mit Nitrazepam. Der Grund: Vor allem bei langfristiger Anwendung hoher Dosen drohen eine körperliche Abhängigkeit und postpartale Entzugserscheinungen beim Neugeborenen. Doch damit nicht genug. Denn auch das Risiko für Fehlgeburten steigt durch die Anwendung von Benzodiazepinen in der Schwangerschaft erheblich. Das ist das Ergebnis einer Kohortenstudie von Forschenden aus Taiwan.
Sie analysierten die Daten von rund zwei Millionen Frauen, die im Zeitraum zwischen 2004 und 2018 mindestens einmal schwanger waren. In 136.134 Fällen kam es zu einer Fehlgeburt. Dabei zeigte sich, dass das Risiko dafür deutlich höher war, wenn die Frauen während der Schwangerschaft Benzodiazepine angewendet hatten. Ein erhöhtes Fehlgeburtsrisiko ließ sich bei allen untersuchten, häufig verordneten Wirkstoffen beobachten. Die meisten Fälle traten unter Fludiazepam auf.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Ärztinnen und Ärzte das Risiko-Nutzen-Verhältnis akribisch abwägen müssen, wenn sie in Betracht ziehen, Angst- oder Schlafstörungen bei Schwangeren mit Benzodiazepinen zu behandeln“, lautet das Fazit der Autor:innen.
Übrigens: Benzodiazepine steigern das Demenzrisiko.
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