In den sozialen Medien gibt es täglich neue Trends, vor allem in Sachen Beauty. Dabei kommen immer wieder auch verschiedene Arzneimittel und/oder Wirkstoffe zum Einsatz – oftmals jenseits der Zulassung. Dazu gehört die Nutzung von Melanotan-haltigen Nasensprays zum Bräunen.
In der kalten Jahreszeit sind Sonnenstrahlen meist rar gesät. Das macht sich auch am Teint bemerkbar und die sommerliche Bräune gehört aktuell der Vergangenheit an. Für schnelle und intensive Bräune von innen heraus sollen dagegen Melanotan-haltige Nasensprays sorgen – wie sie auf TikTok beworben werden. Unter Hashtags wie #nasltanning oder #nasalspraytan trendet das Bräunen per Nasenspray und hat mehrere Millionen Aufrufe.
Das Problem: Melanotan hält keine Zulassung als Arzneimittel. Entsprechende Produkte werden daher meist illegal aus dem Internet bezogen – der Melanotan-Gehalt fällt dabei je nach Hersteller unterschiedlich aus, da Regulierungen bisher fehlen.
Melanotan – auch bekannt als Barbie drug – ist eine synthetisch hergestellte Variante des körpereigenen Melanozyten-stimulierenden Hormons und fördert die Bildung von Melanin, das für die dunkle Pigmentierung der Haut verantwortlich ist. Daher werden Melanotan I und II vor allem zur einfachen Bräunung der Haut ohne Sonnenbad angeboten. Hinzu kommt eine Steigerung des sexuellen Verlangens und die Erhöhung der Erektionsfähigkeit.
Melanotan-Nasensprays mit schweren Nebenwirkungen
Die stoffliche Qualität, die Sicherheit und Wirksamkeit von Melanotan-haltigen Produkten im kosmetischen Bereich seien jedoch nicht ausreichend untersucht, heißt es vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Außerdem bleibt die Nutzung meist nicht ohne Folgen. Denn es drohen Nebenwirkungen wie Herz-Kreislauf- und Verdauungsbeschwerden sowie eine unbeabsichtigte Hautverfärbung.
Je nach Dosierung kommen weitere Nebenwirkungen wie Brechreiz, Hitzewallungen, Blutdruckveränderungen, Kopfschmerzen und Erektionsstörungen bei Männern hinzu. Außerdem wird die Haut UV-durchlässiger, was das Risiko für Hautkrebserkrankungen erhöht, vor allem wenn zusätzlich zur Anwendung noch Sonnenbestrahlung erfolgt. Verabreicht als Nasenspray gelangt der Wirkstoff zudem noch schneller in den Blutkreislauf, wodurch die Gefahr von Nebenwirkungen steigt.
„Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) rät dringend davon ab, melanotanhaltige Produkte aus nicht genau bestimmbaren Internetquellen zu beziehen und für kosmetische Zwecke anzuwenden“, warnten die Expert:innen bereits vor Jahren. Und auch in anderen Ländern gibt es bereits entsprechende Warnungen. Dennoch trendet die Nutzung weiterhin, und zwar nicht nur als Nasenspray, sondern auch als Injektion.
Neben der Nutzung von Melanotan sorgte zuletzt auch ein Off-Label-Use von Ozempic als Diäthelfer für Wirbel. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA warnte Ende September zudem vor Sleepy Chicken – einem Trend, bei dem ein Huhn in einem Erkältungsmittel gekocht wird.
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