Azelastin gehört zu den Mitteln der Wahl bei allergiebedingten Beschwerden wie Konjunktivitis und Rhinitis und kommt in Form von Nasensprays und Augentropfen zum Einsatz. Nun haben Forschende die Wirksamkeit von Azelastin in neuer Formulierung – zu 0,15 Prozent – bei perennialer allergischer Rhinitis überprüft.
Azelastin ist ein selektives Antihistaminikum vom Typ der H1-Blocker der zweiten Generation. Das Phthalazinon-Derivat besitzt eine starke und langanhaltende antiallergische sowie antientzündliche Wirkung. Während Nasensprays mit dem Wirkstoff vor allem zur Akutbehandlung der saisonalen allergischen Rhinitis dienen, werden Azelastin-haltige Augentropfen neben der Vorbeugung der Symptome der saisonalen allergischen Konjunktivitis auch zur Therapie der nicht-saisonalen (perennialen) allergischen Konjunktivitis eingesetzt.
Ein Forscherteam vom Institut für Allergologie an der Berliner Charité, dem Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie ITMP sowie dem Zentrum für Rhinologie und Allergologie Wiesbaden hat im Auftrag des Herstellers Viatris die Anwendung von Azelastin 0,15 Prozent bei nasalen und nicht-nasalen Symptomen der perennialen allergischen Rhinitis untersucht und mit der bisherigen 10-prozentigen Formulierung sowie Placebo verglichen.
Die Studie
Die doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie umfasste knapp 600 Teilnehmer:innen mit mittelschweren bis schweren Symptomen, denen über einen Zeitraum von vier Wochen jeweils zweimal täglich zwei Sprühstöße pro Nasenloch entweder ein Placebo oder Azelastin in verschiedenen Dosierungen verabreicht wurde. Genau wurde eine bewährte Konzentration von 0,10 Prozent Azelastin (entspricht 1.096 μg/Tag) mit 0,15 Prozent (1.644 μg/Tag) verglichen. Begleitmedikamente wurden während der Studie nicht eingenommen.
Die Patient:innen waren angehalten, ihre Symptome – laufende Nase, verstopfte Nase, juckende Nase und Niesen – während des Behandlungszeitraums jeweils vor der täglichen Gabe zu dokumentieren. Diese wurden auf einer Skala von 0 (= keine Symptome) bis 3 (= schwere Symptome) eingestuft. Außerdem wurden weitere Beschwerden wie Kopfschmerzen, juckende Augen, Hustenreiz und Co. untersucht.
Das Ergebnis: Die Formulierung von 0,15 Prozent Azelastin sorgte für eine signifikante Verbesserung der nasalen und nichtnasalen Symptome und zeigte eine gute Verträglichkeit – sowohl im Vergleich zu Placebo als auch zur bewährten Formulierung zu 0,10 Prozent Azelastin.
Übrigens: Seit dem Frühjahr 2022 ist mit Allergodil akut forte zu 1,5 mg/ml ein Nasenspray in der Selbstmedikation verfügbar, bei dem pro Sprühstoß 0,21 mg Azelastinhydrochlorid (entspricht 0,19 mg Azelastin) enthalten sind, was bei einem Sprühstoß pro Tag und Nasenloch einer Tagesdosis von 0,41 mg Azelastinhydrochlorid (0,38 mg Azelastin) entspricht.
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