„Mehr Geld statt Applaus“ – Das dürften sich viele Menschen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich gedacht haben, für die im Frühjahr noch fleißig von den Balkonen geklatscht wurde. Denn viele dieser Berufe sind neben einem drastischen Personalmangel seit Jahren unterbezahlt. An dem geringen Gehalt für Gesundheitsberufe und Co. wird sich laut einer Studie jedoch wohl auch künftig nichts ändern.
Ärzt*innen, Pfleger*innen, Kassierer*innen sind neben den Apothekenteams nur einige der Berufsgruppen, deren zentrale Bedeutung in der Corona-Pandemie einmal mehr deutlich wurde. Grund genug für viele Menschen weltweit, den Leistungen während der ersten Welle Tribut zu zollen. So standen vielerorts Menschen auf ihren Balkonen und applaudierten denjenigen, die die Versorgung Tag für Tag aufrechterhielten – auch in Deutschland. Applaus ist inzwischen kaum noch zu hören und auch finanziell dürfte sich für viele Personen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen nicht allzu viel ändern. Eher im Gegenteil: Eine Studie zur Lohneinkommensentwicklung bis 2025 im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Situation beim Gehalt für Gesundheitsberufe teilweise eher noch verschlechtern dürfte. Besonders düster sieht es für Frauen und Alleinerziehende aus.
Mehr arbeiten, weniger Gehalt: Gesundheitsberufe haben das Nachsehen
Dass Berufe im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen, dazu zählen beispielsweise Pflegepersonal und Verkäufer*innen im Supermarkt, oftmals nicht gut bezahlt werden, wird seit Jahren diskutiert. Doch wie groß die Lücke tatsächlich ist und auch weiterhin bleiben wird, zeigen nun die Ergebnisse der Bertelsmann-Studie. Demnach verdienen Personen aus diesem Berufsgebiet im Jahr 2025 im Schnitt 4.400 Euro weniger im Jahr als der deutsche Durchschnittslohn beträgt. Statt 34.000 Euro brutto kommen somit nur 30.000 Euro zusammen – das entspricht rund 2.500 Euro brutto im Monat. In Branchen wie der Chemie- und Autoindustrie klettern die Gehälter dagegen deutlich nach oben und auch bei der Gesamtbetrachtung aller Wirtschaftszweige zeigt sich ein deutlicher Zuwachs. Auffällig ist dabei, dass das Gesundheits- und Sozialwesen der Bereich ist, bei dem Beschäftigung und Arbeitsvolumen am deutlichsten zunehmen.
Familie statt Karriere: Finanzielle Folgen vor allem für Frauen
Die Studie sieht als Hauptgrund für die dramatischen Entwicklungen beim Gehalt in Sozial- und Gesundheitsberufen eine mangelnde Produktivitätssteigerung. So ergibt sich in vielen Branchen die einfache Rechnung „Höhere Produktion, höhere Gewinne, höhere Löhne“. Vor allem im Gesundheitswesen ist dies jedoch kaum möglich. Der Studie zufolge fallen daher Lohnerhöhungen in der Gesundheits- und Sozialbranche so gering aus, dass sie kaum Auswirkungen hätten oder dass bei einer höheren Inflation sogar Einbußen drohen könnten. Folglich geht die Prognose bis 2025 davon aus, dass das „verfügbare reale Einkommen der unteren Einkommensgruppen um etwa zwei Prozent zurückgehen“ wird.
Vor allem Frauen und (alleinerziehende) Mütter haben laut der Studie beim Gehalt oftmals das Nachsehen, da sie zugunsten der Familie häufig in Teilzeit arbeiten und außerdem oftmals im Gesundheits- und Sozialwesen tätig sind, wodurch sich ihre Chancen auf einen Einkommenszuwachs auf ein Minimum beschränken. Im Gegensatz dazu stehen Paare ohne Kinder, die vor allem die Karriere im Blick haben, und Topverdiener, die ihren finanziellen Vorsprung weiter ausbauen.
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