Die Reproduktionszahl für SARS-CoV-2 liegt derzeit bei 0,71 (Stand 5. Mai). Übertragen wird das Virus durch Tröpfcheninfektion. Wie aber sieht es mit dem Blut asymptomatischer Patienten und Patienten mit weniger ausgeprägten Symptomen aus?
Vermutlich zeigen etwa 80 Prozent der Covid-19-Patienten milde Verläufe. Das neuartige Coronavirus wird hauptsächlich durch Tröpfchen übertragen, die beim Niesen, Husten oder Sprechen frei werden und über die Schleimhäute von Nase und Mund aufgenommen werden können. Auch das Auge kommt als mögliche Eintrittspforte infrage. Wurde das Virus aufgenommen, kann der Krankheitsverlauf unterschiedlich sein. Er reicht von symptomlosen Verläufen bis hin zu schweren Pneumonien, Lungenversagen und Tod.
Studien zeigen, dass das Virus vermehrt im Rachensekret der Covid-19-Patienten zu finden ist. Am höchsten ist die Infektiosität am Tag vor Symptombeginn. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat im Verbund mit Instituten für Virologie die Labordaten von SARS-CoV-2-Infizierten ausgewertet.
Kein Virusnachweis im Blut
Im Blut asymptomatischer Patienten und Patienten mit weniger ausgeprägten Symptomen konnte kein Virus-Genom nachgewiesen werden. Das SARS-CoV-2-Genom fand sich lediglich im Serum eines schwer erkrankten Patienten. „Diese Ergebnisse zeigen, dass eine Übertragung von SARS-CoV-2 durch die Blutspenden von SARS-CoV-2-Infizierten ohne Symptome nicht zu erwarten ist“, teilt das PEI mit. Auf Basis des untersuchten Patientenkollektivs gehe das PEI davon aus, dass die bereits etablierten Maßnahmen ausreichend seien, um die Sicherheit von Blut und Blutprodukten zu gewährleisten.
Die Untersuchungsergebnisse sind bereits auf dem Preprint-Server medRxIV abrufbar und sollen in der Zeitschrift „Transfusion“ veröffentlicht werden.
„Unsere Ergebnisse stimmen mit den Befunden anderer Forschungsgruppen überein, die darauf hinweisen, dass der Virusnachweis im Blut von SARS-CoV-2-infizierten Personen mit einem schweren Krankheitsverlauf assoziiert ist“, sagt PEI-Präsident, Professor Klaus Cichutek. „Solche Personen sind von der Blutspende ausgeschlossen.“ Zwar sei es aufgrund der jeweils geringen untersuchten Fallzahlen wichtig, weitere Proben zu untersuchen. Aber die aktuelle Datenlage spreche dafür, dass keine weiteren risikominimierenden Maßnahmen in Bezug auf die SARS-CoV-2-Pandemie und das Blutspendewesen erforderlich seien.
Aufgrund der Erfahrungen mit anderen Coronavirus-Infektionen wie beispielsweise SARS- und MERS-CoV sowie weiteren Viren, die Atemwegsinfektionen verursachen, werde aktuell die Gefahr einer transfusionsbedingten Übertragung von SARS-CoV-2 als gering eingeschätzt.
Milder Verlauf, hohe Viruslast im Husten-Auswurf
Eine Studie zeigt, dass auch im Stuhl von Covid-19-Patienten mit milden Verläufen keine infektiösen Viren nachgewiesen werden – gleiches galt für Blut und Urin. Allerdings war die Virusausscheidung im Rachen trotz milder Verläufe in der ersten Woche nach Beginn der Symptome sehr hoch (Höhepunkt bei 7,11 × 108 RNA-Kopien pro Rachenabstrich, Tag 4). Auch im Husten-Auswurf konnten große Mengen an Virus-Erbgut nachgewiesen werden. Zudem ließen sich aus Rachenabstrich und Husten-Auswurf infektiöse Virus-Partikel isolieren. „Das bedeutet, dass sich das neue Coronavirus nicht erst in der Lunge, sondern bereits im Rachen vermehren kann und damit sehr leicht übertragbar ist“, erklärt Professor Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie am Campus Charité Mitte. Die Viruslast im Rachen nahm über die erste Krankheitswoche deutlich ab. Gleiches gilt für die Virusausscheidung in der Lunge, allerdings wurde der Effekt erst deutlich später verzeichnet. Ab Tag 8 nach Symptombeginn konnten die Wissenschaftler keine infektiösen Viruspartikel mehr isolieren – obwohl noch weiterhin Virus-Erbgut im Rachen und in der Lunge nachzuweisen war.
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