ASS zur Behandlung gegen Darmkrebs?
Acetylsalicylsäure (ASS) ist bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt und gehört inzwischen zu den beliebtesten Wirkstoffen zur Behandlung von leichten bis mäßigen Schmerzen. Doch damit nicht genug. ASS soll auch bei Darmkrebs einen positiven Effekt haben.
Knapp eine halbe Million Menschen leidet hierzulande an Darmkrebs. Acetylsalicylsäure soll dabei unterstützen, ein Fortschreiten der Erkrankung einzudämmen. Außerdem soll der Wirkstoff bei Langzeitanwendung in niedriger Dosierung einen präventiven Effekt haben und somit das Risiko, überhaupt an Darmkrebs zu erkranken, senken. Nun haben Forschende den Wirkmechanismus dahinter entschlüsselt. Demnach sorgt ASS dafür, dass im Körper bestimmte krebshemmende Moleküle aktiviert werden.
Acetylsalicylsäure gehört zu den nicht-steroidalen Antirheumatika und besitzt analgetische, antiphlogistische und antipyretische Eigenschaften. Die Wirkung geht auf eine irreversible Hemmung der Cyclooxygenasen COX-1 und COX-2 zurück, was wiederum zu einer Hemmung der Prostaglandinproduktion sowie der Thrombozytenaggregation führt – Entzündungsprozesse werden gehemmt und die Schmerzwahrnehmung vermindert. ASS kommt neben der Schmerzbehandlung auch als Dauerbehandlung zur Sekundärprophylaxe von Herzinfarkten und Thrombosen zum Einsatz.
ASS gegen Darmkrebs wirksam: Mechanismus entschlüsselt
„Aspirin/Acetylsalicylsäure hat sich als einer der vielversprechendsten Wirkstoffe für die Prävention von Darmkrebs erwiesen“, heißt es von Wissenschaftler:innen der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Außerdem könne der Wirkstoff das Fortschreiten der Erkrankung hemmen. Wie es dazu kommt, haben die Forschenden in einer Studie untersucht.
Dafür wurden im Labor menschliche Zellkulturen untersucht, bei denen Darmkrebs nachgewiesen werden konnte. Die entsprechenden Zellen wurden 48 Stunden lang mit Acetylsalicylsäure in unterschiedlichen Konzentrationen behandelt, um zu überprüfen, ob und wie sich diese auf die Tumorzellen auswirkt.
Das Ergebnis: Acetylsalicylsäure kann die Produktion von speziellen Tumor-hemmenden Mikro-RNA-Molekülen (miRNAs) anregen. Genau bindet und aktiviert ASS die AMP-abhängige Kinase (AMPK), die an der Regulation von Enzymen bei zellulärem Energiemangel beteiligt ist und den Transkriptionsfaktor NRF2 verändert. NRF2 ist für die zelluläre Reaktion auf Stress verantwortlich, dringt in den Zellkern ein und aktiviert dort wiederum die Bildung der miRNAs. Die Folge: Das Tumorwachstum wird verringert beziehungsweise gehemmt.
Somit könnte ASS als Behandlungsoption bei Darmkrebs ins Spiel kommen, um ein Fortschreiten zu verhindern, sowie auch präventiv eingesetzt werden. Weitere Untersuchungen sollen dies nun bestätigen.
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