ASS oder Apixaban zur Schlaganfallprävention?
270.000 Menschen pro Jahr erleiden hierzulande einen Schlaganfall, bei 70.000 davon handelt es sich um wiederholte Schlaganfälle. Die Ursachen der Embolien sind nicht immer klar. Umso wichtiger ist es, diese zu verhindern. Hier kommt Acetylsalicylsäure (ASS) zur Behandlung ins Spiel. Doch schlägt Apixaban ASS in der Schlaganfallprävention?
Acetylsalicylsäure gehört zu den nicht-steroidalen Antirheumatika und besitzt analgetische, antiphlogistische und antipyretische Eigenschaften. Die Wirkung geht auf eine irreversible Hemmung der Cyclooxygenasen 1 und 2 zurück, was wiederum zu einer Hemmung der Prostaglandinproduktion sowie der Thrombozytenaggregation führt – Entzündungsprozesse werden gehemmt und die Schmerzwahrnehmung vermindert. ASS kommt neben der Schmerzbehandlung auch als Dauerbehandlung zur Sekundärprophylaxe von Herzinfarkten und Schlaganfällen zum Einsatz.
Apixaban zählt zu den Gerinnungshemmern und hemmt selektiv und reversibel Faktor Xa, wodurch die Thrombinbildung gehemmt und die Gerinnungskaskade unterbrochen wird. Der Wirkstoff kommt unter anderem zur Behandlung von Venenthrombosen und Lungenembolien sowie zur Prophylaxe von Schlaganfällen bei Patient:innen mit Vorhofflimmern zum Einsatz.
Die Studie: Apixaban ähnlich wirksam wie ASS
Bei etwa jedem/jeder vierten Schlaganfallpatient:in ist die Ursache unklar (kryptogener Schlaganfall). Kein Wunder, dass die Rückfallquote hoch ist, denn welche die beste Behandlungsoption für Betroffene ist, ist oft unklar. Zum Einsatz kommt vor allem eine Therapie mit ASS, die auch laut Leitlinie empfohlen wird. Antikoagulantien wie Rivaroxaban und Dabigatran zeigten in Studien dagegen keine Verbesserung. Forschende des Universitätsklinikums Tübingen haben nun untersucht, ob der Gerinnungshemmer Apixaban eine Alternative in der Schlaganfallprävention darstellen kann.
Dafür haben sie zwischen Januar 2016 und August 2020 Patient:innen aus 16 deutschen Schlaganfallstationen untersucht. Die Teilnehmenden hatten alle einen Schlaganfall erlitten, bei dem nicht klar war, wo im Blutkreislauf das ursächliche Blutgerinnsel aufgetreten war, und wiesen alle ein Risiko für kardiale Thromboembolien auf. Die Patient:innen wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Während die erste Gruppe über einen Zeitraum von zwölf Monaten zweimal täglich 5 mg Apixaban zur Schlaganfallprävention erhielt, wurden der anderen Hälfte 100 mg ASS pro Tag verabreicht.
Dabei zeigte sich: Apixaban wies eine ähnliche Wirksamkeit auf, war der ASS-Behandlung jedoch nicht signifikant überlegen. So entwickelten etwa gleich viele Patient:innen in beiden Gruppen eine erneute Embolie. Lediglich bei älteren Patient:innen, die tatsächlich ein Vorhofflimmern entwickeln, könnte die frühzeitige Gabe von Apixaban laut den Forschenden einen deutlichen Erfolg erzielen.
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