Arzneimittelwerbung: Bei Kindern soll Schluss sein
Ob Erkältung, Magen-Darm oder eine Ohrinfektion: Kinder werden pro Jahr häufig mehrmals krank. Denn ihr Immunsystem ist noch in der Entwicklung. Hier kommen verschiedene Arzneimittel ins Spiel. Diese sollen den Kleinen Linderung verschaffen und sie schnell wieder „fit machen“, lautet häufig die Werbebotschaft. Doch damit soll Schluss sein, fordert die Techniker Krankenkasse (TK) und setzt sich für strengere Vorgaben für Arzneimittelwerbung ein.
„Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ – Dieser Pflichtext gehört beim abendlichen Fernsehprogramm dazu – meist sogar gleich mehrmals. Denn ein Großteil der Arzneimittelwerbung läuft in der Sendezeit zwischen 18 und 22 Uhr. Ein Problem, heißt es von der TK. Der Grund: In diesem Zeitraum würden vor allem Familien angesprochen. Neben der Beeinflussung von Kindern werde dadurch insbesondere Eltern die Botschaft vermittelt, „dass gute, fürsorgepflichtige Eltern ihre Kinder beim Gesundwerden unterstützen, indem sie das beworbene Arzneimittel kaufen“, erklärt Dr. Tobias Effertz von der Universität Hamburg, der im Auftrag der TK eine Analyse durchgeführt hat.
Strengere Vorgaben für Arzneimittelwerbung gefordert
Das soll sich ändern, so die Forderung der Kasse. „Nicht Werbung oder eine bunte Verpackung sollte darüber entscheiden, ob ein Kind ein Arzneimittel einnimmt. Dafür benötigen Eltern neutrale Informationen“, erklärt TK-Chef Jens Baas. Denn: Eltern kaufen vermehrt auf eigene Faust Arzneimittel zur Selbstmedikation ihrer Kinder, und zwar immer häufiger ohne ärztliche Absprache, betont die TK und verweist auf aktuelle Zahlen während der Pandemie.
Daher nimmt die Kasse die Politik in die Pflicht. So sei im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung vereinbart, an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt bei bestimmten Sendungen und Formaten zu verbieten. „Hier sollte der Gesetzgeber auch andere Bereiche wie die Werbung für Kinderarzneimittel stärker in den Blick nehmen“, fordert Baas.
Demnach sollte es künftig strengere Vorgaben für die Arzneimittelwerbung geben. „Auch im Arzneimittelmarketing finden wir Kinderschauspieler, Kuscheltiere oder Zeichentrickfiguren, ebenso wie bunt gestaltete Verpackungen, die die Aufmerksamkeit erhöhen. Durch die kindgerechte Ansprache verfestigt sich dann beim Kind das Gefühl, es gibt Medikamente oder Mittelchen, die Abhilfe schaffen, wenn es mir mal nicht so gut geht“, kritisiert Studienautor Effertz. Dem sogenannten Kindermarketing – also einer gezielten Ansprache von und mit Kindern – will die Kasse einen Riegel vorschieben.
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