Aufgemacht und kühlgestellt: Einige Arzneimittel müssen nach dem Öffnen im Kühlschrank gelagert werden. Geschieht dies nicht, kann die Wirkung beeinträchtigt sein. Andere Präparate müssen wiederum nach dem Öffnen bei Raumtemperatur gelagert werden, obwohl sie unangebrochen im Kühlschrank zu finden sind. Wie Arzneimittel zu lagern sind, verrät die Packungsbeilage in den Lagerungshinweisen.
Wie kühl ist kühl?
„Kühl lagern“ entspricht einer Temperatur zwischen zwei bis acht Grad. Das Tiefkühlfach ist also tabu, ebenso die Kühlschranktür. Denn durch das ständige Öffnen und Schließen kann es zu Temperaturschwankungen kommen. Wird das Arzneimittel ganz weit hinten im Kühlschrank versteckt und kommt womöglich mit der Wand des Geräts in Kontakt, drohen das Arzneimittel einzufrieren oder die Packung durch das gebildete Kondenswasser aufzuweichen. Idealer Lagerort ist in der Regel das Gemüsefach. Es sei denn, es handelt sich um einen Kühlschrank mit gesonderter Temperaturregelung, dann kann es im Gemüsefach zu warm sein.
Zur Sicherheit alles in den Kühlschrank?
Die Antwortet lautet nein. Denn wird ein Arzneimittel zu kalt oder zu warm gelagert, ist ein Wirkverlust nicht ausgeschlossen. Patienten sollten sich daher genau an die Vorgaben von Packungsbeilage und Umkarton halten.
Das weiß doch jeder!
Insuline, einige Augentropfen und Asthmasprays sowie Impfstoffe und Biosimilars gehören in den Kühlschrank. Nach Anbruch können die in Verwendung befindlichen Packungen von Insulinpen, Augentropfen und Asthmaspray bei Raumtemperatur gelagert werden.
Achtung: Nach Anbruch gelten unter anderem für Augentropfen vom aufgedruckten Verfallsdatum abweichende Haltbarkeitsfristen.
Antibiotika-Säfte
Meist werden nicht die fertigen Säfte, sondern die Trockenpulver abgegeben und der Saft muss noch unter Zugabe von Leitungswasser zubereitet werden. Für die rekonstituierten Suspensionen gelten in Abhängigkeit vom Wirkstoff unterschiedliche Lagerbedingungen. „Nach dem Herstellen der Lösung im Kühlschrank aufbewahren“, trifft zu für: Amoxicillin, Penicillin, Erythromycin und Cefpodoxim. Außerdem gelten verschiedene Aufbrauchfristen. Suspensionen mit Penicillin können beispielsweise über einen Zeitraum von zehn Tagen und Cefaclor über 14 Tage angewendet werden. Nicht in den Kühlschrank sollten Clarithromycin und Azithromycin.
Magen-Darm-Therapeutika
Symbioflor 1 (Enterococcus faecalis) und Symbioflor 2 (E. coli) sind ungeöffnet im Generalalphabet oder dem Kommissionierautomaten zu finden. Werden die Flaschen geöffnet, gehören sie in Kühlschrank. Mutaflor Kapseln (Escherichia coli) sind in jedem Fall im Kühlschrank aufzubewahren.
Erkältung
Weleda Hustenelixier muss nach Anbruch in den Kühlschrank und binnen zwei Wochen aufgebraucht werden.
Enzyme
Bromelain-Tabletten werden im Kühlschrank gelagert. Haben die Tabletten die Apotheke verlassen, dürfen die Patienten diese während der Anwendung bis zu vier Wochen außerhalb des Kühlschranks lagern.
Vaginalkapseln
Döderlein Med ist bei 2 bis 8 Grad zu lagern. Nach der ersten Öffnung können die Kapseln über einen Zeitraum von bis zu vier Wochen bei Raumtemperatur gelagert werden – ohne dass die Wirkung beeinträchtigt wird.
Verhütungsringe
Der wohl bekannteste Verhütungsring ist der Nuvaring, der vor der Abgabe drei Jahre im Kühlschrank zu lagern ist. Nach der Abgabe muss das Arzneimittel innerhalb von vier Monaten nach dem Abgabedatum – jedoch vor Ablauf des Verfallsdatums – angewendet werden. Innerhalb der vier Monate darf die Lagertemperatur 30 Grad nicht überschreiten.
Wie warm ist Raumtemperatur?
Bei Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad ist von Raumtemperatur die Rede. Dies entspricht auch der nach Apothekenbetriebsordnung vorgeschriebenen Temperatur in Apotheken, die es nicht zu überschreiten gilt.
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