Arbeitszeit: Acht-Stunden-Tag ade?
Laut dem Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU/CSU soll es beim Thema Arbeitszeit Neuerungen geben. Der Acht-Stunden-Tag könnte damit bald der Vergangenheit angehören. Für viele Angestellte kein Problem. Vorausgesetzt, es gibt einen Ausgleich und mehr Flexibilität.
Die neue Bundesregierung will am Arbeitszeitgesetz drehen und die bisher geltende tägliche Höchstgrenze von acht Stunden gegen eine wöchentliche tauschen – auch damit Angestellte Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren können. Denn: „Die Arbeitswelt ist im Wandel. Beschäftigte und Unternehmen wünschen sich mehr Flexibilität“, heißt es im Koaltionsvertrag. Die genaue Ausgestaltung ist noch unklar und soll mit den Sozialpartnern abgestimmt werden.
Doch wie eine aktuelle Befragung zeigt, stößt die Idee bei Arbeitnehmenden generell auf Zustimmung. Die Mehrheit ist demnach bereit, mehr als acht Stunden/Tag zu arbeiten – aber nur mit entsprechendem Ausgleich.
Schluss mit Acht-Stunden-Tag und Sechs-Tage-Woche?
Das Jobportal Stepstone und das Meinungsforschungsinstitut YouGov haben mehr als 1.100 Erwerbstätige zu den Plänen der neuen Bundesregierung befragt. Denn bisher gilt laut § 3 Arbeitszeitgesetz ein Acht-Stunden-Tag als Maximum. Eine Verlängerung auf zehn Stunden/Tag ist möglich, „wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden“, heißt es weiter. Das soll sich ändern.
Knapp drei Viertel der Arbeitnehmenden ist bereit, die Anzahl der Arbeitsstunden pro Tag zu erhöhen, wenn an anderen Tagen dafür weniger gearbeitet wird. Wann genau, wollen Beschäftigte zudem am liebsten selbst entscheiden, sagt mehr als die Hälfte der Befragten. Und rund ein Drittel spricht sich für längere Arbeitstage aus, wenn im Gegenzug zusätzliche freie Tage ermöglicht werden.
Kürzere, aber dafür mehr Wochenarbeitstage – sprich eine Sechs-Tag-Woche, wie sie für die meisten Apothekenmitarbeitenden die Regel ist – finden dagegen kaum Zustimmung (7 Prozent).
Nicht weniger, aber flexibler arbeiten
Anders als vielfach angenommen, wollen Beschäftigte dabei jedoch nicht generell weniger arbeiten, sondern lediglich selbstbestimmter, um mehr Zeit für Familie, Freund:innen, Hobbys oder den Haushalt zu haben. Statt eines Acht-Stunden-Tages soll es demnach mehr Flexibilität geben. Doch nur jede/r Fünfte kann hierzulande selbst über seine/ihre Arbeitszeit entscheiden. Und das, obwohl drei von vier Befragten dies als entscheidenden Faktor sehen würden, um die Produktivität zu steigern. Auch PTA und Co. haben in puncto Flexibilität meist das Nachsehen. Schließlich gibt es in der Apotheke in der Regel einen festen Dienstplan, damit der ordnungsgemäße Betrieb mit ausreichend Personal gewährleistet wird. Wunscharbeitszeiten sind zwar möglich, aber nur mit Einverständnis des/der Chef:in.
Es sind also kreative Lösungen gefragt, heißt es von den Autor:innen. Denn: „Wer seine Arbeitszeit passend zur eigenen Lebensrealität gestalten kann, kommt oft erholter, motivierter und fokussierter zur Arbeit.”
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