Dass der Wunsch nicht der Wirklichkeit entspricht, wenn es um das Thema Lieferengpässe geht, zeigt eine aktuelle aposcope-Befragung unter den Kolleg:innen. Für 94 Prozent der befragten Apotheker:innen und PTA sind Lieferengpässe aktuell die größte Herausforderung.
Die einen sagen so, die anderen so. „Die Lage hat sich, Gott sei Dank, deutlich entspannt“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in der vergangenen Woche zum Thema Lieferengpässe bei Kinderarzneimitteln. In der Apotheke zeigt sich ein anderes Bild – 84 Prozent der befragten Kolleg:innen melden aktuell eine eher große bis sehr große Beeinträchtigung der Versorgung mit Fiebersäften und -zäpfchen; 97 Prozent bei Antibiotika. Von Entspannung keine Spur. Denn auch die Versorgung der Patient:innen mit Hustenmitteln (83 Prozent), Blutdruckmitteln (61 Prozent) und Lipidsenkern sowie Elektrolyten (je 77 Prozent) ist beeinträchtigt.
14 Prozent der Patient:innen können nicht versorgt werden
Die Lager der Apotheken sind leer, Nachschub fehlt und längst können nicht mehr alle Rezepte beliefert werden. Denn wie die aposcope-Befragung zeigt, sind im Durchschnitt vier von zehn Rezepte oder Kundennachfragen von Lieferengpässen betroffen. Und nicht in jedem Fall kann ausgetauscht werden. Die Folge: Im Durchschnitt können 14 Prozent der Patient:innen nicht versorgt werden. Und im Notdienst läuft nicht alles reibungslos – 45 Prozent der Kolleg:innen geben an, dass die Versorgung auch im Notdienst gefährdet ist.
Sonderregeln sind Alltag
Noch haben Apotheken vereinfachte Austauschmöglichkeiten, doch ab Karfreitag ist Schluss, denn die Verordnung kann nicht verlängert werden, wie das Bundesgesundheitsministerium mitteilt. Dabei sind es gerade die Lockerungen, die die Versorgung sichern, wie die Kolleg:innen spiegeln. Diese SARS-CoV-2-Ausnahmeregeln nutzen die Teams:
- Abgabe von Teilmengen: 67 Prozent
- Aut-simile-Austausch: 41 Prozent
- Rezeptur: 25 Prozent
- Tausch mit Kolleg:innen: 24 Prozent
- Einzelimport: 20 Prozent
Außerdem werden Infos an die Praxen geliefert (57 Prozent) und direkter Kontakt zu Verschreibenden gehalten (54 Prozent). Der Botendienst sichert bei 54 Prozent der Kolleg:innen die Versorgung und mehr als die Hälfte verweist an eine andere Apotheke. Knapp drei von zehn Kolleg:innen setzen inzwischen auf zusätzliche Lieferanten.
Zur Methodik: An der aposcope-Befragung zu Lieferengpässen in Vor-Ort-Apotheken nahmen am 6. und 7. März 2023 insgesamt 301 Apotheker:innen und PTA teil.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Hochpreiser: Staat verdient mehr als Apotheken
Dem Gesundheitssystem fehlt es an Geld. Die Krankenkassen rechnen mit einem Milliardendefizit und statt einer Erhöhung des Apothekenhonorars ist nur …
ALBVVG wirkungslos: Preis warnt vor Lieferengpässen
Der Herbst steht vor der Tür, bald zücken wohl viele Menschen wieder verschnupft ein Taschentuch. Doch abseits von Erkältungen gibt …
Forderung: Geld in Apotheken statt versicherungsfremde Leistungen investieren
Geht es nach den Krankenkassen, sollen versicherungsfremde Leistungen vollständig aus der Finanzverantwortung der GKV gestrichen werden. Unterstützung kommt von der …