APOTHEKELIVE „Apothekenpolitik – Kommt jetzt die Wende?“
Referentenentwurf nach Sommerpause – Politik signalisiert Handlungsbereitschaft
Die Apotheken in Deutschland können auf eine Reform hoffen – aber nicht auf schnelle Entlastung. Das wurde bei APOTHEKELIVE „Apothekenpolitik – Kommt jetzt die Wende?“ deutlich. Vertreter:innen von CDU und der Linken sprachen sich klar für den Erhalt der wohnortnahen Arzneimittelversorgung und eine Stärkung des Berufsbildes aus. Ein Referentenentwurf soll nach der Sommerpause kommen.
Simone Borchardt, gesundheitspolitische Sprecherin der Union, machte deutlich: „Es darf keine Apotheke mehr vom Markt verschwinden – wir brauchen sie alle.“ Doch auch wenn die Reform für die Regierung Priorität habe, sei klar: „Alles auf einmal geht nicht.“ Eine kurzfristige Erhöhung des Apothekenhonorars (Fixum) wird es 2025 nicht geben. Die entscheidende Weichenstellung werde im angekündigten Referentenentwurf nach der Sommerpause erfolgen. Laut Borchardt könnten einzelne Aspekte der Reform über sogenannte Omnibusgesetze angedockt werden.
Ates Gürpinar, stellvertretender Parteivorsitzender Die Linke, betonte, dass der Koalitionsvertrag überraschend viel Gutes für die Apotheken enthalte – jedoch unter Finanzierungsvorbehalt stehe. „Wenn nicht mehr Geld ins System kommt, hilft es auch nicht allen Apotheken.“ Er forderte eine stärkere Priorisierung des Bereichs Gesundheit in der politischen Agenda. „Sonst fällt er hinten runter.“
Beide Politiker waren sich einig: Der Apothekerberuf sei mehr als Verkauf – er stehe für Beratung, Versorgung und Verantwortung. Für diese Leistung müsse es eine faire Vergütung geben. Borchardt schlug vor, künftig eine Gebührenordnung für Apotheken einzuführen, wenn sich Versorgungsstrukturen weiter verschieben und Apotheken Aufgaben von Praxen übernehmen. Das bereits existierende Budget für pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) müsse ausgereizt und ausgeweitet werden.
Gleichzeitig wurde kritisch diskutiert, ob auch Versandapotheken von möglichen Honorarerhöhungen profitieren sollen. Borchardt sprach sich dafür aus, ausschließlich stationäre Apotheken zu berücksichtigen – wie das gesetzlich gelöst werden kann, sei jedoch noch offen. Gürpinar plädierte für ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Beide betonten die Bedeutung der Telepharmazie, die künftig geregelt und an Vor-Ort-Apotheken angebunden werden müsse.
Fazit des APOTHEKELIVE „Apothekenpolitik – Kommt jetzt die Wende?“: Koalition und Opposition sind sich einig: Die Apotheken benötigen dringend finanzielle Entlastung. Eine kurzfristige Erhöhung des Fixums ist jedoch nicht zu erwarten – frühestens 2026 könnte Bewegung in die Vergütungsstruktur kommen. Entscheidend wird der angekündigte Referentenentwurf nach der Sommerpause sein. Er gilt als zentrale Weichenstellung für die zukünftige Apothekenfinanzierung.
Das APOTHEKELIVE powered by APOTHEKE ADHOC und PTA IN LOVE wurde moderiert von Lilith Teusch, Redakteurin bei APOTHEKE ADHOC. Der Talk ist on demand verfügbar.
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