Antibiotika verzögern Krebsdiagnosen
Antibiotika kommen in verschiedenen Indikationen zum Einsatz. Während bei einigen Krankheiten wie bakteriellen Infektionen kein Weg an ihnen vorbeiführt, werden sie in anderen Fällen häufig zu vorschnell verordnet. Und das kann schwerwiegende Folgen haben. So können Antibiotika eine Krebsdiagnose verzögern. Das ist das Ergebnis einer Studie aus den USA.
Zwischen 700 und 800 Tonnen Antibiotika werden hierzulande jährlich verordnet. Doch die Arzneimittel sind nicht bei allen Erkrankungen erste Wahl. Wie wichtig bei Patient:innen mit bestimmten Symptomen zunächst eine genaue Diagnose anstelle einer Antibiotikaverordnung ist, zeigen neue Studienergebnisse von Forschenden der Saint Louis University School of Medicine.
Vorschnelle Verordnungen: Antibiotika statt Krebsdiagnose
Die Wissenschaftler:innen haben in ihrer retrospektiven Kohortenstudie herausgefunden, dass bei zahlreichen Patient:innen eine Krebsdiagnose mitunter erst verzögert erfolgt, und zwar aufgrund von Antibiotika. Untersucht wurden die Daten von mehr als 7.800 Patient:innen, die an Kopf-Hals-Tumoren litten, die sich zunächst in Symptomen wie einem geschwollenen Hals und anderen meist infektionsähnlichen Beschwerden zeigen, mit denen Betroffene oftmals zunächst eine Hausarztpraxis aufsuchen. Dort würden sie häufig ein Antibiotikum zur Therapie verschrieben bekommen, um die vermeintliche Infektion zu behandeln.
So zeigte sich: 16 Prozent der Betroffenen bekamen in den ersten drei Monaten vor ihrer Krebsdiagnose mindestens ein Antibiotikum verordnet. Dies verlängerte die Zeit bis zur Diagnose, und zwar mitunter um bis zu 21 Prozent, was sich wiederum auf den Behandlungserfolg auswirken kann. Am häufigsten waren Falschdiagnosen, wenn Patient:innen mehrere Symptome zeigten. In der Folge verging bei ihnen noch mehr Zeit bis zur korrekten Diagnose.
„Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass antibiotikabedingte Verzögerungen bei der Krebsdiagnose häufig vorkommen, was darauf hindeutet, dass die derzeitigen Leitlinien für die klinische Praxis verbesserungsbedürftig sind“, heißt es von den Forschenden, die daher eine Verbesserung der Versorgung von Patient:innen fordern.
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