Kinderantibiotika sind von Lieferengpässen betroffen – noch immer. Die Probleme aus dem vergangenen Winter setzen sich fort. Das Aussetzen der Festbeträge sollte Besserung bringen. Doch die ist nicht in Sicht. Dafür explodieren die Preise. Unter anderem beim Notimport aus den USA von Puren/Aurobindo, die eigentlich hierzulande keine Amoxiclav-Säfte im Portfolio haben.
Die erste Runde der Festbetragsaussetzung startete im Februar und war zeitlich bis zum 30. April befristet. Betroffen waren unter anderem Kinderantibiotika sowie Schmerz- und Fiebersäfte. Mehrere Firmen hatten die Preise nach dem Aussetzen um bis zu 76 Prozent angehoben – und senkten diese auch zum 1. Mai nicht wieder ab.
Weil zum 15. Juni die Festbeträge bis zum Jahresende erneut ausgesetzt wurden, haben einige Hersteller neu kalkuliert. Betroffen sind folgende Arzneimittel:
- Amoxicillin: Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
- Cefalosporine: Pulver und Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
- Makrolide: Pulver und Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
- Phenoxymethylpenicillin: Pulver und Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
- Sulfamethoxazol und Trimethoprim: Suspension zum Einnehmen
- Ibuprofen: Sirup, Suspension zum Einnehmen
- Paracetamol: Sirup, Lösung zum Einnehmen sowie Suppositorien
Ein Beispiel ist Amoxiclav Aurobindo im Vergleich zur Kombi Amoxicillin/Clavulansäure von 1A Pharma. „Die für die beiden Produkte veranschlagten Preise sind ein Schlag ins Gesicht für jeden Anbieter in Deutschland“, so ein Insider. Der Herstellerabgabepreis für 100ml 250/62,5 mg pro 5 ml liegt bei 77,22 Euro. Zum Vergleich. Das 1 A Pharma-Produkt kostet 16,22 Euro – ein Unterschied von beinahe Faktor 5. Ein weiteres Beispiel: 75 ml der Zubereitung 400/57 mg pro 5 ml haben einen Herstellerabgabepreis von 27,72 Euro. Das 1 A Pharma-Pendant kostet 8,21 Euro. Aurobindo ist fast dreimal so teuer.
Eigentlich gibt es hierzulande keinen Amoxicillin-Saft von Aurobindo. Doch der indische Mutterkonzern vertreibt diese in den USA und hat von dort ein Kontingent von rund 53.000 Antibiotika-Säften importiert.
Ab sofort sind somit folgende Säfte verfügbar:
- Amoxicillin Aurobindo 250 mg/5 ml Plv.Sus.Hst. USA 100 ml, N1, PZN 18808659, VK 26,30 Euro
- Amoxiclav Aurobindo 250 mg/62,5 mg Plv.Sus.Hst. USA 100 ml, N1, PZN 18808613, VK 108,91 Euro
- Amoxiclav Aurobindo 400 mg/57 mg Plv.Sus.-Hst. USA 75 ml, N1, PZN 18808642 N1, VK 46,33 Euro
Die Säfte besitzen keinen QR-Code, aber einen Strichcode zum Auslesen der PZN. „Es gibt für die Antibiotika-Säfte keine Sonder-PZN, da es sich hierbei nicht um Einzelimporte handelt. Die von uns importierte Ware hat eine eigenständige PZN, mit der sie abgerechnet werden kann“, so Dr. Thilo Pfeuffer, Puren.
Gelungen sei die Abfederung der Versorgungslage auch durch die enge Zusammenarbeit mit dem bayerischen Gesundheitsministerium, so der Hersteller. Um die aktuelle Lage zu erörtern, besuchte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) das Unternehmen sowie die Saniplus-Apotheke. „Dass vor allem auch kranke Kinder trotz der Engpässe aktuell noch gut medizinisch versorgt werden können, ist dem engagierten Einsatz aller Beteiligten zu verdanken“, so Bayerns Gesundheitsminister.
Puren wurde laut eigenen Angaben Anfang dieses Jahres von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) und später auch vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wegen der Notlage bei Antibiotikasäften für Kinder kontaktiert. „Daraufhin setzten wir alle Hebel in Bewegung, um schnellstmöglich Antibiotikasäfte für Kinder in Deutschland zur Verfügung stellen zu können“, so der Hersteller.
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