Allopurinol: Risiko für Hautreaktionen nicht bei jedem
Hautreaktionen gehören zu den häufigen Nebenwirkungen einer Gichttherapie mit Allopurinol. Diese können mitunter auch schwer oder sogar lebensbedrohlich ausfallen. Doch das Risiko für Hautreaktionen unter Allopurinol ist nicht bei jedem/jeder gleich und lässt sich durch bestimmte Faktoren vorhersagen, zeigen Forschende.
Schätzungsweise eine Million Menschen leidet hierzulande unter Gicht. Hauptursache dafür ist ein Anstieg des Harnsäurespiegels. Mittel der Wahl zur Linderung der Beschwerden ist Allopurinol. Das Urikostatikum beeinflusst den Purin-Abbau zu Harnsäure und ist angezeigt bei Erwachsenen mit Serum-Harnsäurewerten im Bereich von 500 μmol/l (8,5 mg/100 ml) und darüber, die diätisch nicht beeinflussbar sind, sowie bei sekundärer Hyperurikämie unterschiedlicher Genese. Allopurinol soll zur Senkung des Harnsäure-Spiegels beitragen.
Doch keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Genau kann es neben gehäuften Gichtanfällen durch die Aktivierung von Uratablagerungen zu Therapiebeginn auch zu Magen-Darm-Beschwerden und Blutbildveränderungen kommen. Außerdem zählt Allopurinol zu den photosensibilisierenden Arzneistoffen und Hautreaktionen können im Zuge der Behandlung jederzeit auftreten. Doch das gilt nicht für jede/n, wie Forschende zeigen. Denn wem als Nebenwirkung unter Allopurinol Hautreaktionen drohen, lässt sich anhand bestimmter Faktoren vorhersagen.
Hautreaktionen unter Allopurinol: Das sind die Risikofaktoren
Ein Forscherteam aus dem Vereinigten Königreich hat ein Vorhersagemodell entwickelt, mit dessen Anwendung sich Hautreaktionen als Nebenwirkung unter Allopurinol vermeiden lassen sollen. Als Grundlage dienten die Daten von Patient:innen, die zwischen 2001 und 2021 erstmals das Urikostatikum verordnet bekamen. Anhand ihrer elektronischen Gesundheitsakten ermittelten die Wissenschaftler:innen, wer innerhalb von rund 100 Tagen nach Therapiebeginn schwere Hautreaktionen zeigte und ob sich Rückschlüsse im Hinblick auf entsprechende Risikofaktoren ergeben.
Dabei konnten sie sieben Faktoren ermitteln, die die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der unerwünschten Wirkung deutlich erhöhen können:
- weibliches Geschlecht
- Ethnizität
- Höhe der Startdosis
- Stadium einer chronischen Nierenerkrankung
- diagnostizierte ischämische Herzerkrankung
- vorliegende Herzinsuffizienz
Demnach zeigten sich beispielsweise bei Patient:innen asiatischer Herkunft häufiger Hautreaktionen als bei anderen Ethnien. Gleiches galt, wenn bereits zu Beginn mit hohen Dosen von rund 300 mg Allopurinol/Tag therapiert wurde. Bei einer Kombination entsprechender Risikofaktoren steigerte sich die Gefahr folglich, wie frühere Studiendaten bereits ermittelt hatten.
Das Modell soll dazu beitragen, informierte Entscheidungen über die Wahl der geeigneten Harnsäure-senkenden Therapie zu treffen. Denn werden diese Aspekte vor Therapiebeginn einer Gichterkrankung berücksichtigt, lassen sich Hautreaktionen oftmals vermeiden, so die Autor:innen.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Gürtelrose-Impfung: Kein Schutz gegen Lippenherpes?
Herpes ist nicht gleich Herpes. Denn verschiedene Herpestypen können unterschiedliche Erkrankungen auslösen. Das gilt beispielsweise auch für Lippenherpes und Herpes …
Paracetamol-Update: Neues zum Wirkmechanismus
Paracetamol gehört zu den Mitteln der Wahl bei der Behandlung leichter bis mäßig starker Schmerzen und Fieber. Doch der Wirkmechanismus …
Minipille: Risiko für Hirntumore unter Desogestrel
Minipillen erfreuen sich wachsender Beliebtheit – vor allem, weil sie im Vergleich zur klassischen Pille mit weniger Nebenwirkungen verbunden sind. …