Alkohol werden die unterschiedlichsten Effekte zugesprochen. Von einer Trübung der Wahrnehmung bis zu einem Herabsetzen der Hemmschwelle ist alles dabei. Nicht jede Wirkung ist dabei positiv behaftet. Wie sich Alkohol auf das Urteilsvermögen in Sachen Attraktivität auswirkt, haben Forschende untersucht.
Alkohol gehört hierzulande zu den beliebtesten legalen Drogen. Pro Kopf konsumiert jede/r Deutsche im Schnitt rund zehn Liter reinen Alkohol pro Jahr. Das gesellschaftliche Bild von Alkohol ist dabei laut dem Bundesgesundheitsministerium überwiegend unkritisch positiv, trotz der damit verbundenen gesundheitlichen Gefahren – darunter Leberschäden, Abhängigkeit und Co. Denn Alkohol werden auch verschiedene psychische Effekte zugesprochen. Einer davon ist das sogenannte „Schöntrinken“. Sprich: Alkohol soll angeblich andere Menschen in der eigenen Wahrnehmung attraktiver machen und somit das Urteilsvermögen beeinflussen. Ob das tatsächlich zutrifft oder ob es sich um einen Mythos handelt, haben Forschende in einer kleinen Studie untersucht.
Alkohol: Kein Einfluss auf Urteilsvermögen, aber sinkende Hemmschwelle
„Obwohl Alkohol regelmäßig in sozialen Kontexten konsumiert wird, wurde seine Wirkung in sozialen Kontexten nur wenig erforscht […], was auf erhebliche Einschränkungen beim Verständnis sozialer Prozesse hinweist, die zum Trinkverhalten beitragen“, heißt es von Wissenschaftler:innen der University of Pittsburgh. Das wollten sie ändern und den Einfluss von Alkohol auf das Urteilsvermögen am Beispiel der Attraktivität von Personen untersuchen. Dafür wurden ausschließlich männliche Teilnehmer in zwei verschiedenen Settings im Labor beobachtet. Dabei handelte es sich jeweils um Zweiergruppen aus zwei befreundeten Männern. Während die Probanden im ersten Durchgang nüchtern waren, konsumierten sie im zweiten Durchgang Alkohol, bis ein Promillewert von 0,8 im Blut erreicht wurde. In beiden Durchläufen sollten die Teilnehmenden anhand von Fotos und Videos die Attraktivität von verschiedenen Personen beurteilen und auch angeben, welche davon sie gerne kennenlernen würden.
Das Ergebnis: Alkohol hatte offenbar keinen Einfluss auf das Urteilsvermögen. Denn die Rangliste der attraktivsten Personen blieb bei allen Teilnehmern unverändert, auch nach dem Trinken. Allerdings beobachteten die Forschenden eine niedrigere Hemmschwelle unter Alkoholeinfluss. Demnach zeigten die angetrunkenen Probanden eine höhere Bereitschaft, die von ihnen als attraktiv empfundenen Menschen auch wirklich anzusprechen.
„Unser Ergebnis, dass Alkohol die Wahrscheinlichkeit erhöht, die attraktivsten Ziele für zukünftige Interaktionen auszuwählen, stimmt mit dem sozialen Attributionsmodell des Alkohols überein, das davon ausgeht, dass ,Alkohol soziale Erfahrungen verbessert, indem er kognitive Prozesse deaktiviert, die mit der Antizipation und Ausarbeitung sozialer Bedrohungen zu tun haben – er befreit uns von unserer Sorge um Ablehnung und ermöglicht uns den Zugang zu sozialen Belohnungen‘“, heißt es abschließend von den Forschenden. Nun gelte es, weitere Untersuchungen zu den Zusammenhängen anzustellen.
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