Affenpocken: Keine neue Pandemie, aber 21 Tage Quarantäne
Am Rande des deutschen Ärztetages informierte Bundesgesundheitsminister Professor Dr. Karl Lauterbach zum Thema Affenpocken. Derzeit sind 177 Fälle in 16 Ländern dokumentiert – die Mehrheit hat keine Reisegeschichte. In den meisten Fällen handelt es sich um Männer, die Sex mit Männern hatten. Hierzulande sind bislang fünf Fälle bekannt, bei drei Personen gibt es einen Reisehintergrund. Lauterbach warnt unterdessen vor einer Stigmatisierung.
„Was wir mit den Affenpocken erleben, ist nicht der Beginn einer neuen Pandemie“, stellt Lauterbach klar. Gute Kontaktnachverfolgung und Vorsicht seien Maßnahmen, um den bekannten Erreger in den Griff zu bekommen und bekämpfen zu können.
Zugleich warnt der Minister jedoch, dass es falsch sei, anzunehmen, dass man die Affenpocken nicht ernst nehmen müsse. Denn derzeit sei noch nicht bekannt, warum die internationale Ausbreitung so stark ist. Mögliche Gründe seien Veränderungen des Virus oder die Anfälligkeit der Menschen. Ziel sei es, schnell zu reagieren und die Lage in den Griff zu bekommen. Zudem stimme es nicht, dass nur schwule Männer betroffen sein können. Auch Kinder und Jugendliche können sich infizieren. „Wir müssen jetzt reagieren, wo die Fallzahlen gering sind“, und zwar hart und schnell, so der Minister weiter.
Risikogruppen – aktuell vor allem Männer, die Sex mit anderen Männern haben – müssen derzeit aufgeklärt werden. „Das ist keine Stigmatisierung“, betont Lauterbach, „aber wir müssen die jeweiligen Gruppen jetzt informieren“. Außerdem könne es sein, dass noch weitere Bevölkerungsgruppen hinzukommen.
Affenpocken: Infizierte und Kontaktpersonen sollen sich 21 Tage isolieren
Um die Ausbreitung einzudämmen, hat das Bundesgesundheitsministerium gemeinsam mit dem Robert-Koch-Instituts Isolations- und Quarantäneempfehlungen erarbeitet, die an die Länder zur Umsetzung weitergeleitet werden sollen. Demnach sollen sich Infizierte für mindestens 21 Tage isolieren – und mindestens bis zum Abfallen der Krusten, hier werde es künftig eine behördliche Anordnung geben. Unmittelbare Kontaktpersonen sollen ebenfalls mindestens 21 Tage in Quarantäne, um das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen.
Ein weiterer wichtiger Faktor könne die Impfung sein. Bis zu 40.000 Dosen Pockenimpfstoff seien bestellt – der Impfstoff ist in den USA gegen Affenpocken zugelassen und soll sowohl eine Ansteckung verhindern sowie den Ausbruch der Erkrankung verhindern beziehungsweise verzögern. In Kürze werde eine Reserve geliefert, dennoch sei nicht klar, ob und für wen der Impfstoff eingesetzt werden müsse. Der Impfstoff werde jedoch prophylaktisch besorgt und ein entsprechendes Impfkonzept vorbereitet, um im Ernstfall gerüstet zu sein. Man müsse alles Notwendige unternehmen, um Maßnahmen wie in der Corona-Pandemie, vor allem für Kinder, zu verhindern.
In puncto Immunität für Pocken-Geimpfte betont der Minister: Wer noch gegen Pocken geimpft wurde, besitze wohl einen gewissen Immunschutz. Wie umfangreich dieser gegen Affenpocken ist, sei derzeit jedoch nicht klar. Ein erneuter Einsatz des früheren Pocken-Impfstoffs komme aber nicht infrage, vor allem aufgrund von Nebenwirkungen.
„Wir haben sehr gute Chancen den Erreger in Europa in den Griff zu bekommen“, so das Fazit von Lauterbach.
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