Adipositas ist eine chronische Krankheit. Das hat auch der Bundestag im Jahr 2020 so klassifiziert. Aber nur weil es sich um eine anerkannte Erkrankung handelt, heißt das nicht automatisch, dass die Betroffenen einen Anspruch auf Kostenerstattung haben. Arzneimittel zum Abnehmen wurden bereits 2004 aus dem Leistungskatalog gestrichen und gelten als Lifestyle-Arzneimittel. So auch Wegovy (Semaglutid, Novo Nordisk). Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat in der vergangenen Woche den Ausschluss als Kassenleistung durch einen Beschluss formal nachvollzogen.
Wegovy wird als Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität zur Gewichtsregulierung, einschließlich Gewichtsabnahme und Gewichtserhaltung, bei Erwachsenen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von ≥ 30 kg/m2 (Adipositas) oder ≥ 27 kg/m2 bis < 30 kg/m2 (Übergewicht) eingesetzt, wenn mindestens eine gewichtsbedingte Begleiterkrankung vorliegt.
Das Arzneimittel ist in der Anlage II Lifestyle-Arzneimittel gelistet. Der Verordnungsausschluss galt bereits vor dem heutigen G-BA-Beschluss. Semaglutid-haltige Arzneimittel, die nicht zur Gewichtsregulierung zugelassen sind, aber bei anderen Indikationen wie Diabetes mellitus Typ 2, fallen nicht unter den gesetzlichen Verordnungsausschluss.
Im Stellungnahmeverfahren zum Beschlussentwurf hatte sich der G-BA intensiv mit Forderungen auseinandergesetzt, für Wegovy Sonderregelungen zumindest bei Adipositas aufgrund des erhöhten Risikos für das Auftreten von Begleit- und Folgeerkrankungen in diesen Fällen zu treffen. „Einen solchen Entscheidungsspielraum sah der G-BA aufgrund des generellen gesetzlichen Verordnungsausschlusses jedoch nicht“, so die Expert:innen.
Novo Nordisk hat Semaglutid für verschiedene Anwendungsgebiete und unter jeweils anderen Produktnahmen auf dem Markt: Wegovy sowie Rybelsus und Ozempic. Letztere Produkte sind zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 zugelassen.
Laut Robert-Koch-Institut (RKI) und Selbstangaben aus den Jahren 2019/2020 sind in Deutschland 46,6 Prozent der Frauen und 60,5 Prozent der Männer von Übergewicht (einschließlich Adipositas) betroffen. Fast ein Fünftel der Erwachsenen (19 Prozent) weist eine Adipositas auf.
Mehr aus dieser Kategorie
Länder fordern bessere Arzneimittelversorgung
Wochenlang waren im Winter 2022/23 Arzneimittel für Kinder wie Fiebersäfte kaum oder gar nicht zu bekommen. Auch heute noch gibt …
Gratisgetränke in der Apotheke: Pflicht oder Kür?
Anstatt jeden Tag ein eigenes Wasser mit zur Arbeit zu bringen oder einen Kaffee beim Bäcker zu holen, wünscht sich …
142 Apotheken weniger im ersten Quartal 2024
Eine Apotheke in der Nähe ist vielen Patientinnen und Patienten wichtig. Aber die Branche steht unter Druck. Wie entwickelt sich …