Retinoid bei Akne: Tretinoin in der Rezeptur
Tretinoin ist ein teratogenes Retinoid, das zur Behandlung von Akne zum Einsatz kommt und in der Rezeptur verarbeitet wird. Bei der Herstellung sind nicht nur Inkompatibilitäten, sondern auch Schutzmaßnahmen zu beachten.
Wird eine Rezeptur mit Tretinoin in der Apotheke hergestellt, sind Atemschutzmaske, Schutzhandschuhe und Schutzbrille Pflicht. Weil der Arzneistoff eine tetratogene Wirkung besitzt, dürfen Schwangere diesen nicht verarbeiten. Außerdem sollte generell anstelle der Rezeptursubstanz ein halbfestes Rezepturkonzentrat oder eine alkoholische Stammlösung verarbeitet werden.
Tretinoin ist ein Vitamin-A-Derivat. Das Retinoid wird unter anderem topisch zur Behandlung von Akne eingesetzt. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht bekannt. Vermutet wird jedoch, dass der Effekt auf die Modifikation der abnormalen follikulären Keratinisierung zurückzuführen ist. Die Mitosetätigkeit der Haut wird angeregt und eine Verdünnung und Auflockerung der Hornschicht erreicht. Komedonen werden herausgelöst und die Bildung von Mikrokomedonen, den Vorläuferläsionen bei Akne gehemmt.
Die therapeutische Konzentration liegt zwischen 0,025 Prozent und 0,1 Prozent. Der rezeptierbare Bereich liegt bei pH ≥ 3. Die Kombi mit Erythromycin in wasserhaltigen Grundlagen ist daher schwierig, aber nicht unmöglich, wie Dr. Wolff in Linola zeigt – allerdings ist die Haltbarkeit der Rezeptur mit Tretinoin begrenzt.
Tretinoin in der Rezeptur: Rezepturkonzentrat und Stammlösung statt Reinsubstanz
Weil Tretinoin oxidationsempfindlich ist, sollte die Rezeptursubstanz im Kühlschrank gelagert und die Zubereitung in lichtdichte Packmittel abgefüllt werden. Außerdem kommt Butylhydroxytoluol zu 0,04 Prozent als Antioxidans in Rezepturen zum Einsatz. Als Konservierungsmittel für mikrobiell anfällige Rezepturen kommen Propylenglycol 20 Prozent, Kaliumsorbat 0,14 Prozent/wasserfreie Citronensäure 0,07 Prozent und PHB-Ester in Frage.
Die teratogenen Eigenschaften sollten bei der Herstellung beachtet und entsprechende Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Um den direkten Kontakt mit der Rezeptursubstanz zu vermeiden, kann auf das Lipophile Tretinoin-Rezepturkonzentrat 2 Prozent nach NRF S.29. für Suspensionszubereitungen zurückgegriffen werden. Soll eine Tretinoin-haltige Lösung oder ein Gel hergestellt werden, ist die alkoholische Stammlösung 3,33 g/L geeignet, die einsatzbereit bestellt werden kann.
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