Bei Corona-Infektion: Im Schnitt fünf Kontaktpersonen
Um die Corona-Pandemie spielt neben Masken vor allem das social distancing eine entscheidende Rolle. Doch seit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen wird dies häufig nicht mehr so genau genommen. Das Problem: Je mehr Kontakt ein Patient zu anderen Menschen hatte, desto größer ist die Ansteckungsgefahr. Bundesweit kommen auf eine Corona-Infektion etwa fünf Kontaktpersonen, wie aktuelle Daten zeigen.
Nach dem Lockdown zu Beginn der Pandemie nimmt die Wirtschaft langsam wieder Fahrt auf. Auch das gesellschaftliche Leben der Bürger*innen kehrt Stück für Stück zur Normalität zurück, immerhin sind unter anderem Restaurant- oder Kinobesuche ebenso wieder erlaubt wie private Treffen und Reisen. Damit steigt jedoch die Gefahr, im Falle einer Infektion andere Menschen anzustecken. Um Infektionswege bestmöglich nachvollziehen und unterbrechen zu können, müssen vielerorts die persönlichen Kontaktdaten angegeben werden. Das gibt den Behörden die Möglichkeit, auch enge Kontaktpersonen vorsorglich zu isolieren. Wie eine Befragung von NDR, WDR und der Süddeutschen unter verschiedenen deutschen Gesundheitsämtern zeigt, gibt es bei einer Corona-Infektion rund fünf enge Kontaktpersonen, die informiert werden müssen. Doch die Zahlen variieren stark und es gibt ein entscheidendes Problem.
Als enge Kontaktpersonen gelten laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) Personen, die mit einem Corona-Patienten während der Ansteckungsphase mehr als 15 Minuten bei weniger als 1,5 Metern Abstand verbracht haben.
Corona-Infektion: Zahl der Kontaktpersonen zwischen zwei und 80
Mehr als 150 deutsche Gesundheitsämter beteiligten sich an der Befragung von NDR, WDR und der Süddeutschen. Sie lieferten unter anderem Daten zu Kontaktpersonen sowie den Nachverfolgungsmöglichkeiten für den Monat August. Dabei zeigt sich: Je nach Bundesland und Landkreis schwankt vor allem die Zahl der Kontaktpersonen sehr stark. Allein auf Länderebene reichte die Spanne von knapp zwei Personen (Bayern) bis hin zu rund zehn Personen (Sachsen), sodass sich ein Bundesdurchschnitt von 4,9 engen Kontaktpersonen ergibt.
Noch größer sind die Differenzen bei den Landkreisen. So konnte das Gesundheitsamt Berlin-Charlottenburg im August pro Corona-Infektion 10 bis 80 Kontaktpersonen nachverfolgen. In Leipzig waren es durchschnittlich 25 Personen, in Tübingen dagegen nur zwei. Vor allem falsche Angaben spielen bei dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle. So würden in Restaurants und Bars, aber auch bei Flugreisen oftmals falsche Kontaktdaten angegeben, sodass eine Nachverfolgung nur sehr schwer möglich sei. Für die Behörden stelle dies eine zusätzliche Herausforderung dar, denn sie bräuchten viel Zeit, um die korrekten Daten zu ermitteln, erklärt Ute Teichert, Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes.
Hinzu kommt, dass Infizierte teilweise keine engen Kontaktpersonen angeben würden. In anderen Fällen beschränke sich die Infektion dagegen vor allem auf einzelne Familienmitglieder, sodass keine weiteren Personen infrage kämen, betont Günter Gießler vom Gesundheitsamt Zollernalbkreis in Baden-Württemberg.
Nachverfolgung deutschlandweit erfolgreich
Einen positiven Trend zeigen die Ergebnisse der Befragung im Hinblick auf die Nachverfolgung der jeweiligen Personen. Nahezu alle teilnehmenden Gesundheitsämter (99 Prozent) konnten fast alle angegebenen Kontaktpersonen nachverfolgen. 85 Prozent der Ämter vermelden sogar eine 100 prozentige Erfolgsquote. Damit liegt Deutschland international weit vorne. Zum Vergleich: Der staatliche britische Gesundheitsdienst NHS konnte nur rund zwei Drittel der Kontaktpersonen ermitteln und auch in Frankreich gibt es angesichts der rasant steigenden Neuinfektionen massive Probleme.
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