Mittelohrentzündung: Abwarten statt Antibiotika?
Etwa acht von zehn Kindern erkranken in den ersten Lebensjahren an einer Mittelohrentzündung. Der Leidensdruck der kleinen Patient:innen ist meist hoch und schnelle Hilfe gefragt. Doch statt Antibiotika heißt es besser Abwarten.
Otitis media gehört zu den häufigsten Erkrankungen im Kindesalter. Auslöser können Viren oder Bakterien sein. Oftmals tritt eine Mittelohrentzündung im Zusammenhang mit Erkältungen, Grippeerkrankungen und Allergien auf. Der Grund: Erreger aus dem Nasen-Rachen-Raum werden verschleppt und setzen sich im Mittelohr fest, wo sich die Schleimhaut entzündet. Ohrenschmerzen und ein gewölbtes Trommelfell gehören zu den häufigsten Symptomen, bei Kindern auch Übelkeit, Fieber und Erbrechen. Oftmals kommt es auch zu einer Infektion des Trommelfells.
Behandelt wird in der Regel mit Analgetika zur Schmerzlinderung. Aber auch abschwellende Nasentropfen oder -sprays können zum Einsatz kommen, um die Belüftung im Ohrraum zu unterstützen. Zudem kann eine Antibiose angezeigt sein, beispielsweise mit Wirkstoffen wie Ciprofloxacin oder Ofloxacin. Doch Antibiotika sind bei einer akuten Mittelohrentzündung meist unnötig. Stattdessen sollten Eltern besser abwarten und erkrankte Kinder bei Bedarf mit Schmerzmitteln versorgen.
Mittelohrentzündung: Antibiotika unnötig?
Das ist das Ergebnis einer früheren Cochrane-Analyse, für die 19 Studien mit insgesamt mehr als 3.400 teilnehmenden Kindern herangezogen wurden, bei denen der Einsatz von Antibiotika gegen eine akute Mittelohrentzündung entweder mit einem Placebo oder abwartender Behandlung verglichen wurde. Dabei zeigten sich keine signifikanten Unterschiede. So führte die Anwendung von Antibiotika bei Otitis media anders als erhofft innerhalb von 24 Stunden nicht zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden. Das gilt auch in puncto Schmerzen. „Antibiotika reduzieren die Schmerzen weder nach 24 Stunden noch nach vier bis sieben Tagen“, heißt es in der Auswertung. Und auch im Hinblick auf das Rezidivrisiko gab es kaum Abweichungen.
Lediglich die Gefahr von Trommelfellrissen und einer Ausbreitung der Infektion fielen unter einer Antibiose etwas geringer aus. Demgegenüber zeigten sich dabei jedoch auch häufiger unerwünschte Wirkungen wie Durchfall und Co.
„Der Nutzen von Antibiotika muss gegen die möglichen Risiken abgewogen werden“, lautet daher das Fazit.
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