Tramadol: Wirksamkeit gegen Schmerzen fraglich
Tramadol sorgt immer wieder für Diskussionen – vor allem aufgrund des damit verbundenen Suchtpotenzials. Dennoch gehören Arzneimittel mit dem Wirkstoff zu den Mitteln der Wahl in der Schmerztherapie. Doch die Wirksamkeit gegen Schmerzen scheint gering zu sein, das Risiko für Nebenwirkungen dafür hoch, zeigt eine aktuelle Studie.
Tramadol-haltige Arzneimittel kommen vor allem zur Behandlung starker Schmerzen – ob chronisch oder akut – zum Einsatz. Denn das zentral wirkende synthetische Opioid-Analgetikum bindet an die körpereigenen Opioid-Rezeptoren und hemmt zugleich die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin in die Nervenzellen, wodurch deren Konzentration im synaptischen Spalt steigt.
Doch weil schon nach kurzer Zeit ein hohes Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial besteht, sollte die Anwendung so kurz wie möglich erfolgen und Patient:innen entsprechend ärztlich im Hinblick auf möglich Anzeichen. überwacht werden.
Damit nicht genug. Denn die Wirksamkeit von Tramadol gegen Schmerzen ist offenbar fraglich. Das ist das Ergebnis aktueller Daten.
Tramadol: Geringe Wirksamkeit gegen Schmerzen
Der Reihe nach. Ein Forscherteam aus Dänemark hat in einer Metaanalyse untersucht, und wenn ja welchen Nutzen die Anwendung von Tramadol-haltigen Arzneimitteln in der Schmerztherapie bietet und welche Risiken beziehungsweise Schäden dabei drohen. Berücksichtigt wurden die Daten von mehr als 6.500 erwachsenen Patient:innen aus 19 randomisierten, placebokontrollierten Studien. Dabei wurden die Teilnehmenden aufgrund verschiedener Schmerzen – darunter Tumorschmerzen, neuropathische Schmerzen, chronische Rückenschmerzen – medikamentös mit Tramadol-haltigen Arzneimitteln oder mit Placebo behandelt. Die Behandlungsdauer umfasste zwischen zwei und 16 Wochen, die Nachbeobachtungszeit zwischen drei und 15 Wochen.
Bewertet wurde der Effekt von Tramadol anhand der Einstufung auf der numerischen Rating-Skala (NRS), die von 0 = keine Schmerzen bis 10 = stärkste Schmerzen reicht. Dabei zeigte sich: Die Wirksamkeit von Tramadol gegen Schmerzen war meist nur gering. So konnte die Einstufung auf der NRS im Schnitt nur um 0,93 Punkte verringert werden.
Mehr Schaden als Nutzen
Mehr noch. Während die Schmerzlinderung gering ausfiel, stieg stattdessen das Risiko für unerwünschte Wirkungen an – sowohl für schwere als auch weniger Schwere. Demnach traten unter Tramadol häufiger Beschwerden wie Übelkeit, Benommenheit, Verstopfung und Schläfrigkeit auf und die Gefahr für kardiovaskuläre Ereignisse sowie Krebsfälle droht sich zu erhöhen. Letzteres muss jedoch noch über einen längeren Untersuchungszeitraum bestätigt werden.
Das Fazit der Forschenden: „Tramadol kann chronische Schmerzen leicht lindern, erhöht aber wahrscheinlich das Risiko sowohl schwerwiegender als auch nicht schwerwiegender Nebenwirkungen.“ Bei geringer Wirksamkeit von Tramadol gegen Schmerzen überwiegen die damit verbundenen Risiken, weshalb der Einsatz entsprechender Arzneimittel so weit wie möglich eingeschränkt werden sollte.
Achtung: Die Kombi aus Tramadol und Pregabalin kann für Patient:innen tödlich enden.
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